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Nippon Connection 2017

Das japanische Filmfestival geht in die 17. Runde

Im Jahr 2000 hatte die damalige Studentin Marion Klomfaß gemeinsam mit einem Kommilitonen die Idee, an der Uni ein paar japanische Filme zu zeigen. Sicherlich nur etwas für ein kleines Nischenpublikum, da sich wohl kaum eine breite Masse dafür begeistern wird, sich Filme im japanischen Original mit englischen Untertiteln anzusehen. Weit gefehlt, denn schon die erste Ausgabe des Japanischen Filmfestivals NIPPON CONNECTION zog 10.000 Besucher an. Was als einmaliges Experiment gedacht war, wurde dann ab 2002 zu einer jährlichen Veranstaltung, die stetig gewachsen ist und mittlerweile Filmliebhaber nicht nur aus dem näheren Umland, sowie hochkarätige Gäste nach Frankfurt lockt.

In diesem Jahr findet NIPPON CONNECTION vom 23. bis zum 28. Mai nun schon zum siebzehnten Mal statt. Noch immer arbeiten die meisten Mitarbeiter ehrenamtlich daran, das Festival auf die Beine zu stellen. Eine wirklich beeindruckende Leistung, die nicht nur durch stetig steigende Besucherzahlen gewürdigt wird. Auch für viele Filmschaffende ist das Festival längst eine wichtige Plattform geworden, um ihre Arbeiten außerhalb von Japan einem breiteren Publikum vorzustellen. Dafür nehmen sie dann auch gerne die Kosten für Flug und Unterkunft auf sich, da das nur in wenigen Fällen von der Festivalorganisation oder den unterstützenden Partnern übernommen werden kann. All das ist ein guter Beweis für die Leidenschaft, die alle Beteiligten – ob Organisationsteam oder Filmschaffende – in dieses Festival investieren. Eine Leidenschaft, die auch honoriert wird, denn ansonsten wäre NIPPON CONNECTION in den vergangenen Jahren nicht stetig gewachsen und 2013 sogar in den Mousonturm und die Naxoshallen umgezogen.

Insgesamt 70 Personen organisieren die NIPPON CONNECTION, während der Festivaltage kommen dann noch einmal etwa 100 Helfer dazu. Sie alle haben auch im 17. Jahr wieder ein facettenreiches, äußerst attraktives Programm auf die Beine gestellt. Rund 100 Kurz- und Langfilme, darunter Weltpremieren, Internationale Premieren, Europa-Premieren und  Deutschland-Premieren, die zum Teil eigens für das Festival untertitelt werden mussten. Ob Experimentalfilm, Komödie, Action, Drama oder Anime, nahezu jedes Genre ist vertreten.

Nippon Honor Award für Koji YAKUSHO

Für das Film- und Rahmenprogramm werden wieder über zahlreiche Gäste auf Japan anreisen, darunter ein ganz besonderer Stargast: Koji YAKUSHO, der „Richard Gere Japans“, ist einer der bekanntesten Schauspieler Japans. YAKUSHO erhält beim Festival den Nippon Honor Award, der bereits zum dritten Mal vergeben wird, gestiftet von Japan Airlines. Den Durchbruch feierte Koji YAKUSHO mit seiner unvergesslichen Darstellung des „Mannes im weißen Anzug“ in Juzo ITAMIs Kultfilm Tampopo (1985). Superstar-Status erlangte er schließlich als Hauptdarsteller im internationalen Hit Shall We Dance? (1996) von Masayuki SUO. Er arbeitete mit prägenden Regisseuren des japanischen Kinos wie Shohei IMAMURA und Kiyoshi KUROSAWA zusammen. Einem breiteren Publikum wurde er durch das oscarprämierte US-Drama Babel (2006) von Alejandro González Iñárritu bekannt.

Beim Festival werden zwei Filme mit Koji YAKUSHO gezeigt: Tampopo von Juzo ITAMI und das historische Drama The Emperor in August von Masato HARADA, vor dessen Vorführung am 28.5. um 19:45 Uhr die Preisverleihung stattfinden wird.

Neben dem Nippon Honor Award werden im Verlauf des Festivals auch noch der Nippon Cinema Award, der Nippon Visions Jury Award, sowie der Nippon Visions Audience Award verliehen.

Nippon Cinema

Auch in der beliebten Sektion Nippon Cinema werden wieder viele Stars der japanischen Filmszene erwartet, die dem Festivalpublikum ihre Filme persönlich vorstellen werden.

Dazu zählt unter anderem der renommierte Regisseur Nobuhiro YAMASHITA, der gleich zwei neue Filme präsentieren wird. In seiner Komödie My Uncle erzählt er mit einer üppigen Prise trockenen Humors die Geschichte von einem kleinen Jungen und seinem Onkel, einem nichtsnutzigen Philosophie-Doktoranden, dessen Bummelanten-Leben von der schönen Eri aus der Bahn geworfen wird.

In YAMASHITAs zweiten Film Over the Fence geht es um die Verbindung zweier sehr unterschiedlicher Menschen, die aus dem Stillstand ihres Lebens ausbrechen wollen. Von Kultregisseur SABU werden ebenfalls zwei Filme gezeigt: Mr. Long, eine Mischung aus lakonischer Komödie und knallhartem Gangsterfilm, die bereits bei der Berlinale gefeiert wurde, und Happiness, ein Drama mit existenzialistischer Kraft, das nach harmonischem Beginn wie ein Schlag in die Magengrube geht.

Ein weiterer Regisseur, der zweimal beim Festival vertreten sein wird, ist Blockbuster-Spezialist Shinsuke SATO. Die Manga-Adaption Death Note – Light up the NEW World ist der vierte Teil der „Death Note“-Reihe, bei der es gleich sechs todbringende Notizbücher gibt. In SATOs actionreichem Zombie-Film I Am a Hero wird Japan von einem Virus befallen, der alle seine Opfer zu blutrünstigen Untoten werden lässt. Ein modernes Katastrophenszenario ganz ohne Zombies und Apokalypse, aber mit Herz und Verstand ist Survival Family von Shinobu YAGUCHI, der den Überlebenskampf überforderter Großstädter zeigt. A Bride for Rip Van Winkle von Shunji IWAI ist eine poetische Hommage an die individuelle Freiheit, in der subtil bürgerliche Lebensvorstellungen in Frage gestellt werden.

Der beste Film der Sektion wird mit dem Nippon Cinema Award ausgezeichnet. Der Publikumspreis ist mit 2.000 Euro dotiert und wird vom Bankhaus Metzler gestiftet.

Nippon Animation

NIPPON ANIMATION zeigt eine bunte Auswahl an Kurzfilmen und großen Anime-Produktionen, zu denen auch das emotionale und mit viel Liebe zum Detail gezeichnete Drama In This Corner of the World von Sunao KATABUCHI gehört. Im Mittelpunkt steht die unbeschwerte Suzu, die im Angesicht der unfassbaren Katastrophe des Zweiten Weltkriegs erwachsen werden muss.

A Silent Voice von Naoko YAMADA erzählt in eindrucksvollen Bildern die berührende Geschichte einer gehörlosen Schülerin. Der Film wird mit speziellen Untertiteln für Hörgeschädigte gezeigt. Für Kinder gibt es zwei Animationsfilme, Chieri and Cherry von Makoto NAKAMURA und Rudolf the Black Cat von Kunihiko YUYAMA & Motonori SAKAKIBARA, deren Dialoge live deutsch eingesprochen werden.

Nippon Visions

Dass es nicht unbedingt ein großes Budget braucht, um gute Filme zu machen, beweist die Sektion Nippon Visions. Das Drama Going the Distance von Yujiro HARUMOTO erzählt mit einem herausragenden Schauspieler-Ensemble eine mitreißende Geschichte über die Träume und Hoffnungen junger Menschen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Dokumentarfilmen, die sich mit verschiedenen aktuellen gesellschaftlichen Themen und persönlichen Geschichten beschäftigen.

La Terre abandonnée von Gilles Laurent eröffnet am 23.5. um 20:00 Uhr die Reihe Nippon Visions in der Naxoshalle. Der beeindruckende Dokumentarfilm zeigt den unerschütterlichen Überlebenswillen der Menschen, die nach der Katastrophe in Fukushima evakuiert wurden.

In Boys for Sale des jungen Filmemachers ITAKO geben die Protagonisten einen ehrlichen und schonungslosen Einblick in ihren Alltag als männliche Prostituierte. ITAKOs Film feiert auf dem Festival seine Weltpremiere. Go SHIBATA, Gewinner des NIPPON VISIONS AWARD 2011, präsentiert mit Gui aiueo:S – A Stone from Another Mountain to Polish Your Own Stone einen exzentrischen Performance-Roadmovie-Dokumentarfilm-Trip: Die Mitglieder der Band GUI AIUEO:S erschaffen mit ihrem Kamera- und Tonequipment ein audiovisuelles Gesamtkunstwerk. Steven OKAZAKI widmet sich in Mifune: The Last Samurai dem Leben und Wirken des legendären Schauspielers Toshiro MIFUNE, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Akira KUROSAWA Filmgeschichte geschrieben hat.

Eine internationale Jury zeichnet den besten Langfilm der Sektion mit dem Nippon Visions Jury Award aus. Als Preis gibt es eine kostenlose Untertitelung, gestiftet von der Japan Visualmedia Translation Academy (JVTA) in Tokio. Die Nippon Visions Jury besteht in diesem Jahr aus Bastian Meiresonne (Filmkurator, Festival International des Cinémas d’Asie de Vesoul), Yuka SAKANO (Kawakita Memorial Film Institute, Tokio) und Nobuhiro YAMASHITA (Regisseur My Uncle und Over the Fence).

Zum vierten Mal wird in diesem Jahr der mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis Nippon Visions Audience Award verliehen. Der Preis wird vom Japanischen Kultur- und Sprachzentrum in Frankfurt am Main gestiftet.

Nippon Retro: Ecstasy & Desire – In the Realm of Roman Porno

Die Reihe NIPPON RETRO hat auch dieses Jahr wieder einige Schätze ausgegraben, die im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen sein werden. Dabei geht es 2017 um ein ganz besonderes Genre: Im November 1971 begründete das japanische Filmstudio Nikkatsu das Genre des Roman Porno. Bis 1988 wurden mehr als 1.000 dieser Hochglanz-Erotikfilme produziert, die oft jungen Regisseuren als Experimentierfeld dienten.

Zu diesen Filmemachern zählten auch Tatsumi KUMASHIRO und Noboru TANAKA, deren Filme von der Kritik für ihren visuellen Einfallsreichtum und ihre narrative Komplexität gefeiert wurden. Im Rahmen der Nippon Retro werden unter dem Titel Ecstasy & Desire – In the Realm of Roman Porno vom 26. bis 28.5.2017 neun Filme, davon acht als 35mm-Kopien, der beiden Regisseure gezeigt. Buchautor Jasper Sharp hält am 26.5. um 15 Uhr einen Vortrag zum Thema „Nikkatsu Roman Porno and Japanese Erotic Cinema“. Die Retrospektive findet in Kooperation mit dem Japanischen Kulturinstitut (The Japan Foundation) statt.

In der Sektion Nippon Cinema werden außerdem als Deutschlandpremieren die beiden neuen Roman Porno-Filme Dawn of the Felines von Kazuya SHIRAISHI und Wet Woman in the Wind von Akihiko SHIOTA zu sehen sein, die im Rahmen des von Nikkatsu initiierten „Roman Porno Reboot Project“ entstanden sind.

Nippon Kids

Für die jungen Japan-Fans gibt es in der Reihe Nippon Kids viel zu entdecken. Das Programm umfasst einen Taiko-Trommel-Workshop, Kinderschminken, Samurai-Shiatsu, japanische Kinderspiele, einen Panda-Dango-Kochkurs, einen Animationsfilm-Workshop und zwei Kinderfilme.

Nippon Culture

Neben dem umfangreichen Filmprogramm wird auch in diesem Jahr wieder ein vielseitiges Rahmenprogramm geboten. Es wird Live-Musik, eine Tee-Lounge, Kochkurse, Workshops oder auch einen japanischen Markt mit Verkaufsständen und kulinarischen Köstlichkeiten geben. Vorträge, Diskussionen, Origami, ein Filmfrühstück und vieles mehr stehen ebenfalls auf dem tollen Programm.

Einige Highlights:

Am 26.5. um 22:00 Uhr feiert die Frankfurter Indietronic-Band Ozaka Bondage den offiziellen Release ihres neuen Albums „Forever“ im Künstlerhaus Mousonturm. Als Special Guest wird die Chiptune-Band Melted Moon erwartet. Am 27.5. präsentiert um 22:00 Uhr das japanische Künstlerduo Aoi Swimming & Mikio SAITO seine experimentellen Sounds und Visuals. Wer selbst zum Mikrofon greifen möchte, ist bei den Karaoke-Partys am 24.5. ab 21:30 Uhr und am 26.5. ab 22:00 Uhr gut aufgehoben.

Während des Festivals wird das beliebte Frankfurter Restaurant Ramen Jun in das Café des Künstlerhaus Mousonturm einziehen. Vom 23. bis 28.5. kann man dort leckere japanische Ramen-Suppen genießen. Wer zwischendurch ein wenig Entspannung braucht, sollte bei der Radio-Gymnastik (Rajio Taiso) vorbeischauen oder sich eine Shiatsu-Massage gönnen.

Das Workshop-Angebot reicht von Kyusho Jitsu, dem Wissen über die Vitalpunkte des Körpers, Schwerttanz, japanisches Nadelfilzen bis hin zur Herstellung von traditionellen Noh-Masken. Der Holzschnitzkünstler Hideta KITAZAWA, der extra aus Japan zum Festival anreist, wird einen Einblick in die Vielfalt der geheimnisvollen Noh-Masken und ihre Bedeutung im traditionellen japanischen Theater geben. Die bekannte japanische Tänzerin Sachimaine HANAYAGI stellt in einem Workshop und einer Performance den traditionellen Tanz Nihon Buyo vor.

Ausstellungen

Dieses Jahr werden gleich zwei Ausstellungen zu moderner und traditioneller japanischer Kunst beim Festival zu sehen sein. Im Ausstellungsraum Eulengasse lädt das skulpturale Werk der jungen Künstlerin Nolico TAKI in der Ausstellung Happy Reshaping zu einer räumlich-sinnlichen Erlebnisreise ein. Und im Atelierfrankfurt präsentiert Künstlerin Renalisa Bergmann in ihrer Ausstellung Reduktion – Sumi-e! japanische Tuschmalerei und zeigt vielseitige Motive aus der Natur.


Happy Reshaping

Eine Ausstellung von Nolico TAKI
Dauer: 24.5. – 4.6.2017
Ort: Ausstellungsraum Eulengasse, Seckbacher Landstraße 16, Frankfurt am Main
Vernissage: Mittwoch 24.5.2017 20:00 Uhr
Eintritt frei

In ihren skulpturalen Arbeiten geht die japanische Künstlerin Nolico TAKI der Frage nach, welche psychologischen Effekte Architektur auf den Menschen ausüben kann. Ihre Ausgangsthese hierbei ist, dass Architektur die Art und Weise kontrolliert, wie Menschen miteinander interagieren und sich im Raum bewegen. Direkt und indirekt prägt so die Architektur Charakter und Persönlichkeit eines Menschen.

Öffnungszeiten
Donnerstag 17:00 - 21:00 Uhr
Freitag 15:00 - 18:00 Uhr
Samstag und Sonntag 15:00 - 19:00 Uhr


Reduktion – Sumi-e! - Eine Ausstellung von Renalisa Bergmann
Dauer: 24. – 30.5.2017
Ort: ATELIERFRANKFURT, Schwedlerstr. 1-5, Frankfurt am Main
Vernissage: Mittwoch 24.5.2017 18:00 Uhr
Eintritt frei

„Wenn man die schwarze Tusche geschickt behandelt, dann ergeben sich die fünf Farben fast von selbst." Dieses berühmte Meisterwort beschreibt die traditionelle japanische Tuschmalerei – die Kunst, aus wenigen Pinselstrichen stimmungsvolle Bilder entstehen zu lassen. Die Künstlerin Renalisa Bergmann widmet sich seit vielen Jahren der Sumi-e-Malerei und präsentiert im ATELIERFRANKFURT Motive aus der Natur in facettenreichen Schattierungen.

Öffnungszeiten
Donnerstag 25.5. 17:00 – 21:00 Uhr
Freitag 26.5. 15:00 – 18:00 Uhr
Samstag 27.5. und Sonntag 28.5. 15:00 – 19:00 Uhr
Montag 29.5. und Dienstag 30.5. 15:00 – 18:00 Uhr

Alle Infos zu den Filmen, den Tickets, dem Rahmenprogramm und den Veranstaltungsorten findet Ihr auch auf der Festival-Website: www.NipponConnection.com

Veranstaltungsorte des Festivals:

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Frankfurt am Main (Festivalzentrum)

Theater Willy Praml in der Naxoshalle, Waldschmidtstr. 19, Frankfurt am Main (Festivalzentrum)

Theater Die Käs, Waldschmidtstr. 19, Frankfurt am Main

Atelier Naxoshalle, Waldschmidtstr. 19, Frankfurt am Main

Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41, Frankfurt am Main

Mal Seh’n Kino, Adlerflychtstr. 6, Frankfurt am Main

Ausstellungsraum Eulengasse, Seckbacher Landstr. 16, Frankfurt am Main

Atelierfrankfurt, Schwedlerstr. 1–5, Frankfurt am Main