Karla Black

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Ausstellung
Schirn Kunsthalle
Event-Termine:
Wo:
Römer­berg
60311 Frank­furt am Main
Zellophanfolie, Vaseline, Gipspulver, Lippenstift, Farbpigmente, Körperlotion, transparentes Klebeband, Glas ... – die schottische Künstlerin Karla Black arbeitet mit klassischen skulpturalen Materialien ebenso wie mit Substanzen des täglichen Gebrauchs und Kosmetik, zwischen denen sie in ihren raumgreifenden Skulpturen nicht unterscheidet. Es sind ortsspezifische Skulpturen, in denen die Einwirkung des Lichts und die Gegebenheiten des Raums eine zentrale Rolle spielen. Obgleich die Skulpturen unmittelbar vor Ort inszeniert werden, wird ein wichtiger Teil der Arbeit bereits im Atelier geleistet. Darin liegt einer der vielen Widersprüche von Blacks künstlerischen Arbeiten: Sie realisiert das Werk in situ und möchte sich in ihrer Reaktion auf den Raum möglichst nicht beschränken, weiß aber schon vorher, welchen physischen Eindruck die Arbeit vermitteln soll. Die Materialien und die Weise, wie die Künstlerin sie zu Skulpturen formt, verleiht diesen eine ausgesprochen haptische Qualität. Die Oberfläche verlockt zum Anfassen, gleichzeitig verhindern vorgespannte Zellophanfolie oder der institutionelle Rahmen eine Berührung. Das Zentrum der Schirn-Rotunde nimmt die raumfüllende, transparente Skulptur Conditions (2019) ein, die somit das Passieren des öffentlich zugänglichen Raums behindert. Black hat dort eine Vaseline-Landschaft installiert. Farbige Glasscherben versehren die weiche Oberfläche der Masse, in der Farbpartikel und Spuren ihrer Fertigung sichtbar sind. Gehalten wird das Material von Zellophanfolie, die mit durchsichtigem Klebeband in sanfter Rundung wie eine Art Beutel angehoben wird und auf Höhe des Rotunden-Umgangs im ersten Obergeschoss befestigt ist. Mit dem Titel ihrer Arbeit spielt Black auf klimatische wie auch konservatorische Bedingungen an, die den Zustand und das Material eines Kunstwerks unmittelbar beeinflussen. Die filigrane und leichte Wirkung der Skulptur steht im diametralen Widerspruch zur materiellen Präsenz der Vaseline. Die Materialität von Skulptur ist ein zentrales Thema der Künstlerin. Die Textur, „das Anfühlen“ ist für die Auswahl der Materialien ausschlaggebend, wie auch deren gestalterisches Potenzial. „Ich bin besessen von den Beziehungen zwischen Material, Form, Komposition und Farbe, und wenn ich eine endgültige ästhetische Entscheidung getroffen habe, möchte ich, dass sie für immer so bleibt“, sagt Karla Black. Im Hinblick auf das verwendete Material erscheint das widersprüchlich. Bei genauerer Betrachtung von Conditions kann man Spuren des kreativen Prozesses, das Verschmieren der Vaseline oder Fingerabdrücke auf der Folie erkennen, denn das Werk ist direkt mit den Händen entstanden: Verreiben, Schmieren, Mischen. In der Schirn werden solche künstlerischen Markierungen auch im ersten Rotunden-Umgang deutlich, auf dessen Glasscheiben Black mit Lippenstift, Lidschatten und anderen Farbmitteln Fingerabdrücke, Schlieren, Verwischungen angebracht hat. Diese Arbeiten hat die Künstlerin mit weiteren Werken kombiniert, in denen sie bemalten, farbigen Gazestoff, Glas und Spiegelflächen sowie Gold verwendete. Die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Material versteht Karla Black als Möglichkeit der Kommunikation und als Mittel für das Verständnis der sie umgebenden Welt.
Textquelle und weitere Informationen zu dieser Veranstaltung: https://www.schirn.de/fileadmin/SCHIRN/Presse/Texte_deutsch_2019/02_Schirn_Presse_KarlaBlack_Wandtext.pdf

Karla Black
April 2024
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