Die schönsten Streifzüge durch Frankfurt: Nordend

Nachdem die Stadtteilreihe "Die schönsten Streifzüge durch Frankfurt" mit den ersten beiden Bänden über "Bornheim" und "Sachsenhausen" sehr vielversprechend gestartet ist, geht das Format mit einem Besuch im "Nordend" in die dritte Runde. Vom Aufbau her bleibt auch dieser Band der Linie seiner Vorgänger treu. So wird das Nordend, seine Bewohner und seine Historie zunächst einmal kurz vorgestellt. Schon hier wird deutlich, dass Jörg Harraschain, einer der beiden Autoren des Buches, seit vierzig Jahren im Nordend lebt und seinen Stadtteil und die anderen Nordendler (oder Nordender) liebt. Interessante Fakten, wie etwa die Schwierigkeit der genauen Grenzbestimmung des Nordends, werden mit augenzwinkernder Selbstironie vermischt, was die Lektüre des Büchleins zu einem großen Vergnügen macht.

Ein Spaziergang führt dann durch die Sehenswürdigkeiten eines Viertels, das sich gerade bei jungen Familien und Künstlern großer Beliebtheit erfreut. Vom Hessendenkmal über die untere Berger Strasse, vorbei an der Fachhochschule und der Deutschen Nationalbibliothek bis hin zum Hessischen Rundfunk und zurück am Hauptfriedhof bis ins Holzhausenviertel mit dem malerischen Holzhausenschlösschen führt dieser nette Rundgang. Auch hier werden die Informationen wieder kompakt vermittelt und mit zahlreichen Abbildungen ausgeschmückt.

Anschließend erlaubt das Buch dem Leser einen Ausflug in die Parkanlagen des Nordends wie den Chinesischen garten, bevor die verschiedenen Möglichkeiten zum Einkaufen und Einkehren aufgezeigt werden. Hier dürfen das legendäre Stalburg-Theater und das nicht minder legendäre Eis der Eis Christina ebenso wenig fehlen, wie die Nibelungenschänke, das Café Größenwahn, das Terra Nova mit seiner köstlichen Pizza, der Kinderbuchladen Tatzelwurm oder der Ypsilon Buchladen auf der Berger Straße. Für Nordendler gibt es hier zwar keine echten Überraschungen, man wird aber bei einigen der vorgestellten Örtlichkeiten daran erinnert, wo man schon längst mal wieder hingehen wollte.

Feste und Freizeiteinrichtungen stehen im Mittelpunkt des vorletzten Kapitels. Hier gehören die beiden so unterschiedlichen Kinos des Viertels, das Multiplex CineStar Metropolis und das liebenswerte Programmkino Mal Sehn`, ebenso zu den Höhepunkten, wie das ungewöhnliche Museum EXPLORA, das nicht nur aufgrund der vielen tollen 3D Bilder und Mitmach Aktionen unbedingt einen Besuch wert ist. Auch das beliebte Fest auf der Unteren Berger Strasse und das Open Air Theater STOFFEL werden hier genauer vorgestellt.

Last, but not least, stehen die prominenten Bewohner des Nordends im Mittelpunkt des Buches. Joschka Fischer, "Kultur-Pate" Michi Herl, die unvergessene Liesl Christ, Schriftstellerin Stefanie Zweig oder Travestiekünstler und Tanzschulen-Leiter Bäppi la Belle sind nur einige der bekannten Namen, die mit dem Nordend verbunden sind und sich mit verantwortlich zeigen, dass diesem Viertel ein ganz besonderer Flair anhaftet. Kulturell und kulinarisch ebenso vielseitig wie seine Bewohner, grün und doch ganz nah an der Innenstadt gelegen, all das sind Faktoren, die das Nordend so beliebt machen. Jörg Harraschain und Holger Ehling haben es geschafft, genau diese Aspekte vom Leben im Nordend in ihrem Buch zu vermitteln. Und genau das macht diesen Streifzug durch Frankfurt dann auch: absolut empfehlenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold