Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?

Ihr habt doch sicherlich auch schon mal so Tage erlebt, da wird einem einfach alles zu viel und man wünscht sich, dass man sich zweiteilen könnte, um überhaupt alles schaffen zu können, was an so einem Tag alles anfällt. Der Paartherapeutin Luisa (Lina Beckmann) geht das ständig so. Dauernd hetzt sie zwischen Job, Hausarbeit, Ehemann (Charly Hübner) und Liebhaber (Benno Fürmann) hin und her – und das wächst ihr einfach irgendwann über den Kopf. Und so denkt sie natürlich, sie sei unter dem Stress durchgedreht, als sie sich eines Morgens doppelt sieht. Doch tatsächlich ist es so, dass sich Luisa aufgespalten hat, Nun gibt es Luisa und Ann (auch Lina Beckmann). Sie sehen genau gleich aus, doch ansonsten haben sie nur wenig miteinander gemeinsam. Während Luisa verzweifelt versucht, ihren Alltag unter Kontrolle zu halten, lebt Ann munter in den Tag hinein und macht einfach, worauf sie gerade Lust hat. Luisa erkennt, was sich für Möglichkeiten mit ihrem zweiten Ich ergeben – doch als die Männer in ihrem Leben mehr und mehr Gefallen an ihrer abgespaltenen Persönlichkeit zeigen, muss Luisa schwerere Geschütze auffahren…

"Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?" ist eigentlich genau das, was man sich vom Deutschen Kino wünscht: Eine hintersinnige Komödie abseits der üblichen Schweiger/Schweighöfer & Co. Pfade, angefüllt mit originellen Ideen und einer Leichtigkeit, die zu viele Filmemacher in ihren Werken leider vermissen lassen. Sowohl dramaturgisch, als auch visuell geht Regisseurin Lola Randl ("Die Erfindung der Liebe") hier eher unangepasste Wege, die zwar nicht immer zum Ziel führen, insgesamt aber für einen Gesamteindruck sorgen, der erfrischend anderes und stellenweise extrem witzig ist.

Hauptdarstellerin Lina Beckmann spielt die verschiedenen Inkarnationen ihrer Figur mit einer herrlichen Ausgelassenheit. Gerade die etwas naive, lebenslustige und irgendwie verrückte Ann scheint ihr richtig viel Spaß gemacht zu haben. Dass sich Beckmann auch für Albernheiten nicht zu schade ist, tut dem Spaßfaktor des Films wirklich gut. Gleiches lässt sich auch über den herrlich arrogant agierenden Benno Fürmann und über Charly Hübner sagen, die mit ihrem guten Zusammenspiel und stimmigen Timing so manchen Ball gekonnt ins humoristische Ziel schießen.

"Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und leer?" ist eins ehr spezieller Film, der sich nun wirklich nicht am Massengeschmack orientiert. Und daher kann ich es gut verstehen, wenn Jemand mit dem doch etwas gewöhnungsbedürftigen Humor nichts anfangen kann oder wenn einem der Film einfach zu bunt, zu überdreht und zu schräg erscheint. Doch wer gerne über verspieltes Komödienkino der unangepassten Art lacht und für wen es dabei auch nicht immer absolut vergeistigt und hochintellektuell sein muss, der könnte an diesem Film sehr großen Spaß haben. Und deshalb gibt es unterm Strich von mir auch ein klares: Sehenswert!

Ein Artikel von Sebastian Betzold