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Winter-Special: Wintergedichte

Teil 4

Wenn der Winter zur allgemeinen Gemütlichkeit einlädt, wenn bei Schnee und Kälte ein Spaziergang in freier Natur zu einem ganz besonderen Erlebnis wird oder die Stadt in eine wohlige Ruhe getaucht wird, dann bedarf es schon der passenden Worte, um dieses ganz spezielle Wintergefühl ausdrücken zu können. Um Euch ein paar Anregungen zu geben, lassen wir auch im Winter-Special mal ein paar große Dichter zu Wort kommen, die das besser können, als wir.

Winter

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,

So fällt das Weiß herunter auf die Thale,

Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrale,

Es glänzt das Fest den Städten aus den Thoren.

 

Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen.

Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen.

Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde.

Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770-1843)

 

Winter

Verschneit liegt rings die ganze Welt,

Ich hab nichts, was mich freuet,

Verlassen steht ein Baum im Feld,

Hat längst sein Laub verstreuet.

 

Der Wind nur geht bei stiller Nacht

und rüttelt an dem Baume.

Da rührt er seine Wipfel sacht

Und redet wie im Traume.

 

Er träumt von künftger Frühlingszeit,

Von Grün und Quellenrauschen.

Wo er im neuen Blütenkleid

Zu Gottes Lob wird rauschen.

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

 

Morgensonne im Winter

Auf den eisbedeckten Scheiben

fängt im Morgensonnenlichte

Blum und Scholle an zu treiben.

Löst in diamantnen Tränen

ihren Frost und ihre Dichte,

rinnt herab in Perlensträhnen.

Herz, o Herz, nach langem Wähnen

laß auch deines Glücks Geschichte

diamantne Tränen schreiben!

Christian Morgenstern (1871-1914)

 

Erster Schnee

Wie nun alles stirbt und endet

und das letzte Lindenblatt

müd sich an die Erde wendet

in die warme Ruhestatt.

 

So auch unser Tun und Lassen,

was uns zügellos erregt,

unser Lieben unser Hassen

sei' ins welke Laub gelegt!

 

Reiner weisser Schnee, oh schneie,

decke beide Gräber zu,

dass die Seele uns gedeihe

still und kühl in Wintersruh!

 

Bald kommt jene Frühlingswende,

die allein die Liebe weckt,

wo der Hass umsonst die Hände

dräuend aus dem Grabe streckt.

Gottfried Keller (1819-1890)

 

Winterlandschaft

Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,

bis auf den letzten Hauch von Leben leer;

die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,

es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr.

 

Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,

erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,

und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise,

so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab.

 

Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,

wirft einen letzten Blick auf's öde Land,

doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,

trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.

Christian Friedrich Hebbel (1813-1863)

 

Schneeglöckchen

's war doch wie ein leises Singen

In dem Garten heute nacht,

Wie wenn laue Lüfte gingen:

"Süße Glöcklein, nun erwacht,

Denn die warme Zeit wir bringen,

Eh's noch jemand hat gedacht." -

 

's war kein Singen, 's war ein Küssen,

Rührt' die stillen Glöcklein sacht,

Daß sie alle tönen müssen

Von der künftgen bunten Pracht.

 

Ach, sie konntens nicht erwarten,

Aber weiß vom letzten Schnee

War noch immer Feld und Garten,

Und sie sanken um vor Weh.

 

So schon manche Dichter streckten

Sangesmüde sich hinab,

Und der Frühling, den sie weckten,

Rauschet über ihrem Grab.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

 

Weiter geht es in

TEIL 1: Der Winter - Die dunkle Jahreszeit

TEIL 2: Fit durch den Winter

TEIL 3: Winterdepressionen - Ursachen und Abhilfe