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10 Jahre Kirche im Grünen am Höchster Stadtpark

12.06.2024 | 18:02 Uhr | Stadtgeflüster
10 Jahre Kirche im Grünen am Höchster Stadtpark

Seit zehn Jahren gibt es die Kirche im Grünen am Höchster Stadtpark. Stefan Hecktor blickt zurück auf die Anfangszeit und auf ein mittlerweile gut etabliertes Gemeindeleben unter freiem Himmel. Am Samstag, 15. Juni, wird ab 15 Uhr gefeiert.

FRANKFURT.- Ein bisschen versteckt zwischen Gärten, Büschen und Bäumen liegt die Kirche im Grünen am Höchster Stadtpark. Am Eingang macht ein großes buntes Schild auf das Angebot der Pfarrei Sankt Margareta aufmerksam – doch wie viel es für diejenigen zu entdecken gibt, die ein paar Meter den grasbewachsenen Weg entlang gehen, ist von außen nicht zu erkennen.

Das Versteckte, Umrankte, ein bisschen auch Geheimnisvolle ist Teil des Zaubers eines ganz besonderen Glaubensortes im Frankfurter Westen. „Hausherr“ Stefan Hecktor führt Besucherinnen und Besucher, die zum ersten Mal da sind, stolz herum, zeigt die eindrucksvoll aus zusammengebundenen Bäumen geformte Weidenkapelle für Gottesdienste, die Feuerstelle, den Barfußpfad, die verschiedenen kleinen Gebäude. Hecktor ist Mitglied des Pfarrgemeinderates von Sankt Margareta und zusammen mit Simone Hacker Co-Vorsitzender des Ortsausschusses der Gemeinde St. Johannes Apostel. Und er ist Gärtner und Eigentümer des 8000 Quadratmeter großen Geländes, auf dem seit zehn Jahren Angebote für Gläubige stattfinden und für alle anderen, die sich zu Spiritualität unter freiem Himmel hingezogen fühlen. „Das Projekt ist in weiten Teilen wie ein Sommerzeltlager organisiert: Naturverbunden, einfach, unkompliziert, pragmatisch, praktisch, aber immer mit hohem Anspruch“, beschreibt Hecktor, der über sich selbst sagt, er sei im Grunde seines Herzens für immer Teil der Zeltlagerbewegung von Sankt Margareta.

Kinder und Eltern sind hier glücklich

„Wir haben damals in der Gemeinde St. Johannes Apostel schon die Familienpastoral als Schwerpunktthema bearbeitet“, erzählt Hecktor, der aus einer Gärtner-Familie stammt. Es gab verschiedene Ideen für Familiengottesdienste und Familiengeeignete Projekte. „Privat haben wir uns öfters in der Gärtnerei mit jungen Familien getroffen. Kinder und Eltern waren hier glücklich. Das haben wir unserer damaligen PGR-Vorsitzenden Margurit Aßmann erzählt – und gefragt, ob wir das nicht aufgreifen sollten.“ Innerhalb einer Woche formulierten Aßmann und Hecktor einen Antrag zur Förderung aus dem Innovationsfond des Bistums Limburg und riefen eine Steuerungsgruppe im damaligen pastoralen Raum Frankfurt-Höchst ins Leben. Lisa Gerdom und Katrin Stahlschmitt wurden als Projetentwickler engagiert, Sigrid Pörtner von der Familienpastoral im Bistum Limburg begleitete die Entstehung. „Widerstände wurden zielstrebig ausgeräumt, das Projekt auf ein gesundes Fundament gesetzt“, schmunzelt Hecktor rückblickend.

Als Projekttitel wählte die Steuerungsgruppe den Slogan „Abenteuer Glaube – Kirche im Grünen“, der auch inhaltlich die Richtung vorgibt. „Abenteuer deshalb, weil die Erlebnispfade für Kinder wie eine eigene abenteuerliche Welt sind“, so Hecktor, selbst Familienvater. „Man kommt hier mit dem Glauben in Berührung. Kirche sind wir alle – und das im Grünen, unter freiem Himmel.“ Heute sind in der Steuerungsgruppe neben Hecktor auch Gerda Abel, Christiane Hampel, Simone Hacker, Dieter Schmoll, Mi-Ra Bak und Pastoralreferentin Bettina Ickstadt. Margurit Aßmann war bis zu ihrem Tod 2019 mit dabei.

Viel hat sich seit dem Start getan

Seit dem Start hat sich auf dem Gelände viel getan. Mit Geldern aus dem Innovationsfonds des Bistums, mit einem Eigenanteil der Pfarrei und „vielen, vielen Spenden“ wurde eine Komposttoilette gebaut, das Kesselhaus als Basis für Kühlschrank und Materialien umgestaltet, die Orangerie mit gepflastertem Boden geschaffen, Hochbeete errichtet, eine große Wiese angelegt, ein Bauwagen renoviert, ein Barfußpfad eingerichtet und natürlich die beliebte Weidenkapelle von Gärtnerhand gebunden.

Auf dem Programm stehen vielfältige und niederschwellige Formate. „Outdoor-Familiengottesdienste sind einfach anders als im Kirchengebäude“, findet Gärtner Hecktor. „Das Grün wird in die Katechese mit eingebaut. Vergangenen Samstag gab es zum Beispiel eine Wild-Church-Andacht, dabei konnten sich Erwachsene von der Natur inspirieren lassen.  Gott spricht mit uns in jedem Naturdetail - ob in den schwingenden Gräsern, dem blauen Himmel, der durch das Blätterdach der Weidenkapelle zu erahnen ist, oder dem duftenden Lavendel.“

Wie viele Menschen zu den Veranstaltungen kommen, ist unterschiedlich – und abhängig vom Format. Manche Termine sind öffentlich, andere für geschlossene Gruppen wie Klassenfeste oder Firmvorbereitungstreffen. „Wir hatten in den letzten Jahren etwa 70 bis 90 Termine“, schätzt Hecktor. Macht mehrere tausend Besucher.

Heftiger Wind, Blitze und Regen

Highlights gab es viele. „Das größte Erlebnis war Maria Himmelfahrt 2018 mit 100 Senioren und Seniorinnen in der Orangerie, bei der plötzlich das größte Gewitter des Jahres losbrach“, erinnert sich Hecktor.  Blitze von überall und heftiger Wind und Regen: „Keiner konnte weg, alle haben sich zusammengekauert und wurden von der Seite nass, und nach dem Regen haben wir Kuchen gegessen, Kaffee getrunken und eine improvisierte Vesper gefeiert. Daran erinnern sich alle, die dabei waren, bis heute.“

Aber auch die Veranstaltungen in Kooperation mit der Stadtkirche, zum Beispiel Termine mit dem Netzwerk Eine-Welt-Gruppen Frankfurt oder dem Sommerfest für Berufstätige des Projekts Ankerplatz-ffm seien inspirierend gewesen. Und noch vieles mehr: Die Gespräche bei den Lagerfeuerabenden oder in der Orangerie zu Gott und der Welt, das Grüne-Soße Essen bei einem Weltrekordversuch, die großen Lagerrunden des Kinderzeltlagers, die Bautätigkeiten der Jugendlichen und der Pfadfinder unter anderem zur 72 Stunden-Aktion vor fünf Jahren, die spezielle Corona-Zeit, als man sich nur im Freien treffen durfte, die Primizfeier von Priester Matthias Thiel … Die Beispiele finden fast kein Ende.

Wie ein Staubsauger zu bedienen

2022 gewann die Kirche im Grünen mit der Idee, ein Balkonkraftwerk einzurichten, die Schöfpungschallenge der Stadtkirche. 2023 konnten die Solarzellen dann in Betrieb gehen – und Stefan Hecktor und das Team der Kirche im Grünen werden seither nicht müde, die Vorteile eines Balkonkraftwerks bekannt zu machen. „2023 hatten wir zwei Themenabende dazu und am Mittwoch, 26. Juni, 19 Uhr, kommt in unserer Reihe ,Offene Gespräche am Mittwoch‘ ein Fachmann vom Solarprojekt Frankfurt, der die Idee des Balkonkraftwerkes erklärt“, so der Gärtner. Damit möchte er Menschen die Berührungsangst nehmen und zeigen, wie einfach es geht: „Balkonkraftwerk ist, wie einen Staubsauger zu bedienen.“

Stefan Hecktor ist Margurit Aßmann bis heute dankbar für ihre Unterstützung: „Ohne sie hätte es dieses Projekt nicht gegeben. Sie war die maßgebliche treibende Kraft in der Steuerungsgruppe.“ Aus Verbundenheit für alles, was sie für den Stadtteil und die Kirche im Grünen getan hat, setzt Hecktor sich bis heute für seine langjährige Mitstreiterin ein. Zuletzt engagierte er sich dafür, dass das kleine Rondell am Chattenweg im November 2023 in „Margurit-Aßmann-Platz“ umbenannt wurde – ein ewiges Denkmal für die von vielen geliebte „Oma Maggi“ in Unterliederbach. Außerdem hat er in Erinnerung an sie in der Kirche im Grünen einen Baum gepflanzt. Darunter steht eine Bank, von der aus man den Kindern beim Spielen zusehen kann.

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