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Emil Nolde. Die Grotesken zu Gast in Wiesbaden

05.06.2017 | 08:43 Uhr | Kultur
Emil Nolde. Die Grotesken zu Gast in Wiesbaden

Noch bis zum 09. Juli ist im Museum Wiesbaden eine ganz besondere Ausstellung zu Gast. Emil Nolde, einer der führenden Maler des Expressionismus, ist allgemein bekannt für sein kraftvolles Farbenspiel, seine wilden Meereslandschaften und seine wunderbaren Blumengärten. Doch Nolde war sehr viel mehr als nur ein Landschaftsmaler. Besonders gut wird das bei seinen Bildern deutlich, die sich dem fantastischen und Grotesken widmen. In enger Kooperation mit der Nolde Stiftung Seebüll ist eine Ausstellung entstanden, die sich auf diese eher unbekannte Facette des künstlerischen Schaffens von Emil Nolde konzentriert. Zu sehen sind 20 Gemälde und etwa 90 Arbeiten auf Papier, die zum Teil noch nie öffentlich in einer Ausstellung zu sehen waren.

Die Faszination des Grotesken und die Abkehr von der Realität ziehen sich durch Noldes Schaffen von seinen Anfängen zum Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Jahre des Berufsverbots durch die Nationalsozialisten hindurch. Gerade im Vergleich zu den stimmungsvollen Meeresbildern, den Bildern, die er nach einer Reise in die Südsee gemalt hat oder eben den bunten, eigentlich sehr fröhlichen Blumenbildern strahlen die grotesken Werke eine düstere Faszination aus, die ihm als Künstler eine zusätzliche, sehr interessante Facette verleihen.

Besonders intensiv wird sein Hang zum Grotesken in den Aquarellen deutlich, die 1918 in Utenwarf und 1919 während eines Aufenthalts auf der Hallig Hooge entstehen. Auch in einer Reihe von Gemälden, die alle 1923 gemalt werden, entzieht sich Nolde einer klaren Interpretation und Lesbarkeit des Dargestellten. Zwischen 1931 und 1935 malt er mit den Phantasien eine Reihe großformatiger Aquarelle, die die sogenannten „Ungemalten Bilder“ vorbereiten, die vor allem während der Zeit des Berufsverbotes heimlich entstehen. In diesen findet Nolde häufig fantastische und groteske Bildkompositionen, die erst nach 1945 Gemälden als Grundlage dienen.

„Emil Nolde Die Grotesken“ ist eine Ausstellung der Internationalen Tage Ingelheim, die von einem wirklich schönen Katalog begleitet wird. Hier sind nicht nur alle ausgestellten Werke abgebildet. Das Buch enthält zudem erläuternde Textbeiträge von Caroline Dieterich, Ulrich Luckhardt, Christian Ring, Daniel J. Schreiber und Roman Zieglgänsberger. Damit stellt der Katalog eine gute Ergänzung zum Ausstellungsbesuch dar. Wer also einmal diese wirklich spannende Facette im Schaffen von Emil Nolde kennenlernen möchte oder sich für im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Expressionismus interessiert, sollte dem Museum Wiesbaden unbedingt noch einen Besuch abstatten.

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