Über ein Jahr war in der Festhalle keine Musik mehr zu hören. Zwar herrscht seit einigen Monaten reger Betrieb in der Halle, in der das Frankfurter Impfzentrum untergebracht ist. Doch Kultur fand hier viel zu lange keine mehr statt. Das hat sich am Pfingstmontag geändert. An diesem Tag startete eine ungewöhnliche Konzertreihe der Kammeroper Frankfurt. Das Ensemble ist zwar schon lange dafür bekannt, an ungewöhnlichen Orten wie Fabrikhallen, stillgelegten Straßen und dem Frankfurter Palmengarten aufzutreten. Ein Impfzentrum als Bühne ist aber trotzdem eine echte eine Novität.
An insgesamt 16 Nachmittagen bringt die Kammeroper Frankfurt vom ersten Rang der Festhalle aus ein wenig Konzertfeeling zurück in diese Location. Aufgeführt werden über ein Dutzend Solo- und Duo-Konzerte, mit denen den Wartenden ein wenig die Bedenken oder Beklommenheit angesichts des Unbekannten genommen werden sollen – und den Piks in der riesigen Halle möglichst zu einem kleinen Fest werden lassen.
Dabei ist sichergestellt, dass die Künstler maximalen Abstand zu den zu Impfenden wahren können. Und: Auch am Auftrittsort im Rang gelten die Hygieneregeln, die Maske darf nur zur künstlerischen Darbietung abgenommen werden, aufgetreten wird nur alleine oder als Duo. Das erste Programm bestritten Mezzosopranistin Dzuna Kalnina, Pianist Stanislav Rosenberg sowie Walter Dorn an der Querflöte. Zur Aufführung kamen unter anderem Arien aus Mozarts „Cosi fan Tutte“, George Bizets „Carmen“ und „Die Fledermaus“ von Johann Strauss.
„Diese Idee ist deutschlandweit sicher einmalig! Ich danke der Kammeroper Frankfurt und ihren Musikerinnen und Musikern, dass sie den Wartenden die Zeit nicht nur verkürzen, sondern auch ein wenig zur Entspannung beitragen. Mit jeder Impfung wächst die Hoffnung auf einen Sommer, in dem Kultur endlich wieder stattfinden kann“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig. „Gerne haben wir der Kammeroper dieses tolle Angebot ermöglicht“, ergänzt Gesundheitsdezernent Stefan Majer. „Die Geimpften werden glücklich und beschwingt aus dem Impfzentrum kommen und das nicht nur wegen der begehrten Impfung, sondern auch wegen der schönen musikalischen Begleitung. Ein kleiner Vorgeschmack auf die nahe Zukunft mit vielen Konzerten in der Festhalle, der uns alle positiv stimmen sollte.“
Positive Stimmung – das ist genau das, was die Musikerinnen und Musiker der Kammeroper verbreiten möchten. Daher wurde für ihre Gastspiele im Impfzentrum auch solche klassische Musik ausgesucht, die die Schatten des vergangenen Jahres vertreiben und dabei stets diskret bleiben soll. Musik zur Begleitung medizinischer Behandlungen ist übrigens seit dem griechischen Altertum bekannt. Schon Apollo war für Heilkunst und Musik gleichermaßen zuständig und auch heute schätzen Patienten die beruhigenden Klänge klassischer Musik bei OPs oder MRT-Untersuchungen, hier aber üblicherweise aus der Tonkonserve.
Eine wirklich schöne Aktion, die hier auf die Beine gestellt wurde, nicht nur, um die Atmosphäre im Impfzentrum ganz besonders zu machen, sondern auch, um den Menschen Hoffnung auf das zu machen, was kulturell hoffentlich bald schon wieder möglich ist.
Die weiteren Konzerte sind für den 28. und 29. Mai, den 4./5./11./12./18./19./25. und 26. Juni sowie den 2./3./9./10. und 11. Juli jeweils zwischen 15 und 18 Uhr angesetzt.