Aktuell hangeln wir uns von Öffnungsschritt zu Öffnungsschritt. Einiges ist nach einer langen Lockdown-Pause wieder möglich, mehr wird es hoffentlich ganz bald wieder sein. Natürlich bleibt das Infektionsgeschehen unberechenbar. Aber alles deutet darauf hin, dass wir aus dem Gröbsten raus sind. Deshalb kann man jetzt schon mal einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft wagen, wobei sich einige wichtige Fragen stellen, wie es nach der Pandemie weitergehen soll.
Und so diskutierte Oberbürgermeister Peter Feldmann unter Einbindung des Gesundheitsamtes mit Vertretern von Politik und Verbänden bei einer Sondersitzung des Runden Tisches City- und Stadtteilmarketing über Fragen wie: Welche Unterstützung brauchen Handel und Wirtschaft auf dem Weg zurück in die Normalität? Und wie sieht die langfristige Perspektive aus? Eingeladen zu dieser Diskussion hatte die Abteilung City- und Stadtteilmanagement im Hauptamt und Stadtmarketing.
„Frankfurt blickt nach vorn“, sagte Gastgeber Feldmann zum Auftakt. „Und die Stadt lässt die Wirtschaft nicht im Stich. Der Frankfurt-Plan bündelt unsere kurzfristigen Recovery-Maßnahmen, von der vereinfachten Genehmigung für Außengastronomie über Leerstandsmanagement bis zu gezielten Werbemaßnahmen. Hier wollen und werden wir uns auch von unseren Partnerstädten inspirieren lassen. Hinzu kommt ein 30 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm, das diese kurzfristigen Maßnahmen und die langfristige Neuaufstellung der Innenstadt klammert.“
Die wichtigsten Elemente des Frankfurt-Plans
• Volksfeste
Trotz Absage von Museumsuferfest, Lichterfest oder Bahnhofsviertelnacht: Das Mainfest, die Herbst-Dippemess und der Weihnachtsmarkt sollen in diesem Jahr stattfinden. Für den Weihnachtsmarkt ist sogar eine Verlängerung um eine Woche geplant. Unter dem Arbeitstitel „Sommer in der Stadt“ wird eine Neuauflage des letztjährigen Herbstmarktes („Herbst in der Stadt“) geprüft. Das Grüne-Soße-Festival wird ausgebaut – als Grüne-Soße-Festspiele mit einem großen Bühnenprogramm für Jung und Alt, mit Partnern aus der Kultur und ausgefeiltem Hygienekonzept (darüber hatten wir Euch HIER berichtet).
• Frankfurt-Gutschein
Im Rahmen der geplanten Aktion wird der Einkauf bei teilnehmenden Gewerbetreibenden mit einem Stempel auf einer Gutscheinkarte belohnt. Diese wird dann zum Los – es winken attraktive Preise, zum Beispiel Museumsufer-Jahreskarten, Hotelübernachtungen. Als Startzeitpunkt wird August angepeilt, die Laufzeit der Aktion soll drei Monate betragen.
• „Gast in der eigenen Stadt“
Die Heimatstadt als Tourist kennenlernen – Idee hinter „Gast in der eigenen Stadt“. Im Rahmen der Aktion (findet gewöhnlich rund um Weihnachten statt) können Frankfurter zum Sonderpreis in Hotels einchecken. Das bewährte Format soll 2021 ausnahmsweise zusätzlich an zwei Wochenenden in den Sommerferien angeboten werden.
• Verbesserte Aufenthaltsqualität
Platzierung von Grünen Zimmer und zusätzlichen Sitzmöglichkeiten in der Innenstadt. Für die Terrorsperren aus Beton sollen ansehnlichere Alternativen gesucht werden.
• Luca-App
Die Stadt Frankfurt erfüllt bereits alle technischen Voraussetzungen zur Anbindung an die vom Land vorgesehene Luca-App zur Nachverfolgungssorgfalt. Die Freischaltung steht kurz vor Freigabe.
• „Erlebnis-City Frankfurt“
Eine ergänzende Studie zum Masterplan Tourismus 2030 soll beauftragt werden. Thema: Möglichkeiten einer aktiven Innenstadtentwicklung.
Zwei Kampagnen sollen den Neustart in der Frankfurter City begleiten – „Mainviertel“ und „Frankfurt REStart“. Die Federführung liegt beim Dachverband Gewerbevereine respektive der Wirtschaftsförderung, jeweils in Zusammenarbeit mit dem Citymanagement. Ebenfalls geplant sind „Night-Shopping“-Aktionstage, Pop-Up-Stores auf ausgewählten Einzelhandelsflächen. Weitere Maßnahmen sind in der Prüfung unter anderem eine ÖPNV-Rabattaktion an ausgewählten Tagen, möglicherweise ergänzt um Parkhaus-Freistunden für Autofahrer.
Bereits beschlossen ist die Verlängerung der Ausnahmeregelungen für die Außengastronomie bis Ende des Jahres.
In die weitere Debatte sollen auch Anregungen aus Partnerstädten einfließen. So sorgte in Tel Aviv die Aktion „1000 Stühle“ für Furore. Sitzgelegenheiten, Sonnenschirme und Tische verwandelten Parks und öffentliche Plätze in Freizeit-Oasen, die Bestuhlung erweiterte zugleich die Außenfläche von Gastronomie und Geschäften. In Birmingham wurde ein Musikpavillon in der Innenstadt aufgebaut, der den Sommer über für Veranstaltungen zur Verfügung steht.
Diese und andere Anregungen sollen zeitnah auf ihre Übertragbarkeit hin evaluiert werden.
Wichtig für Frankfurt ist jetzt die Erstellung eines kurzfristigen und mittelfristigen Konzeptes für die Innenstadt: ein modernes zukunftsfähiges Verkehrskonzept plus Nutzungskonzepte für die sich wandelnde Innenstadt. Wichtig ist dabei eine Bewusstseinsänderung aller Entscheider und Bedenkenträger im Hintergrund: die Stadt muss entwickelt werden. Sie lebt nicht mehr von allein. Vor allem bürokratische Hindernisse für neue Ideen müssen abgebaut und durch pragmatische Lösungen ersetzt werden. Nur so können beispielsweise Leerstände in der Innenstadt kreativ bespielt werden.