Vor zehn Jahren gegründet, zählt die Initiative Gastronomie Frankfurt e. V. (IGF) heute zu den profiliertesten Interessengemeinschaften der lokalen Wirtschaftsszene. Am 16. Juni beging der Verein mit rund 100 Mitgliedsbetrieben aus der Individualgastronomie sein Jubiläum – nicht nur mit einem Rückblick auf das Erreichte, sondern auch mit einem klaren Blick nach vorn.
Was im Jahr 2015 als Zusammenschluss engagierter Gastronominnen und Gastronomen begann, entwickelte sich über die Jahre hinweg zu einer strukturstarken Plattform, die neben der Branchenvertretung auch politischen Einfluss und gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Ob Klage gegen die hessische Fünf-Quadratmeter-Regel in der Corona-Zeit, öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die „1.000 leeren Stühle“ auf dem Römerberg oder Nachhaltigkeitsinitiativen – die IGF scheute sich nie davor, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Politisch hörbar geworden
Der Rückblick fällt auch deshalb deutlich aus, weil die IGF immer wieder an entscheidenden Punkten intervenierte. „Die Gastronominnen und Gastronomen sind die Gastgeber unserer Stadt“, sagte der damalige Vorsitzende Madjid Djamegari zur Gründung – ein Anspruch, der laut seiner Nachfolgerin Lena Iyigün bis heute gilt. Die IGF sei ein Netzwerk, das Austausch ermögliche, konstruktive Kritik fördere und der Stadtgesellschaft Impulse gebe, so Iyigün. Besonders während der Corona-Pandemie wurde diese Rolle sichtbar: Als eine der ersten Branchenvertretungen positionierte sich die IGF gegen praxisferne Auflagen und stellte mit ihrer Klage gegen die Fünf-Quadratmeter-Regel juristisch neue Weichen. Die Aktion „1.000 leere Stühle“ verlieh der Forderung nach mehr Unterstützung öffentliches Gewicht. Für dieses Engagement wurde der Verein mit dem „Mutmacha!“-Preis des Leaders Club ausgezeichnet.
Nachwuchs, Netzwerk, Nachhaltigkeit
Ein zentrales Anliegen der IGF ist seit jeher die Förderung des gastronomischen Nachwuchses. Bereits 2017 initiierte der Verein gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Bildung das Format „Gastro Trend Awards“, das jungen Auszubildenden eine Bühne bot – zuletzt im Jahr 2023. Darüber hinaus pflegt die IGF Kooperationen mit Berufsschulen, nimmt an Jobmessen teil und vermittelt Ausbildungsplätze.
Auch dem Fachkräftemangel begegnet der Verein proaktiv: In Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Juristen unterstützt die IGF ihre Mitglieder bei beschleunigten Einstellungsverfahren für ausländische Arbeitskräfte – ein Bereich, in dem es laut Iyigün weiterhin deutlichen Handlungsbedarf gebe, insbesondere bei der Ausländerbehörde.
Mit Fortbildungen in Küche, Service und Betriebsführung sowie praxisnahen Empfehlungen etwa zum Lärmschutz bei Außengastronomie bietet der Verein konkrete Unterstützung im Alltag. Denn: „Für viele Betriebe sind Außenflächen ein unverzichtbarer Umsatzfaktor“, betont Vorstandsmitglied Matthias Martinsohn. „Dafür braucht es klare Regeln und Planungssicherheit.“
Kulinarik mit Haltung
Seit ihrer Gründung bezieht die IGF auch zu gesellschaftlichen Zukunftsfragen Stellung. Mit dem Leitfaden „KlimaGastronomie“, gefördert von der städtischen Wirtschaftsförderung und der FES, lieferte der Verein 2023 praxisnahe Vorschläge zur CO₂-Reduktion in der Gastronomie. Das Projekt wurde mit dem „Typisch Hessen Award“ des Hessischen Tourismuspreises prämiert.
Im gleichen Geist wurde 2024 das Festival „Foodtura“ aus der Taufe gehoben – eine Weiterentwicklung des „Klimagourmet“-Formats. In Vorträgen, Workshops und kulinarischen Events sollen Themen wie Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und Ernährung der Zukunft zusammengeführt werden. „Unser Ziel ist es, Frankfurt zur Gastrohauptstadt Deutschlands zu machen“, sagt James Ardinast, Mitglied im IGF-Vorstand. Das Festival wird im September fortgeführt – ergänzt durch eine zweitägige Convention für Fachbesucher.
Generationswechsel, neue Allianzen
Im Oktober 2023 übergab Madjid Djamegari den Vorsitz an Lena Iyigün, Inhaberin des Glauburg Cafés. Gemeinsam mit James Ardinast und einem erweiterten Vorstandsteam führt sie die IGF nun in eine neue Etappe. Auch personell spiegelt sich darin die Vielfalt der Frankfurter Gastroszene wider – vom Clubbetreiber über die Frühstücksbar bis zur Fine-Dining-Adresse.
Dass sich die IGF nicht auf Erfolgen ausruht, zeigt auch der Blick in die digitale Zukunft: In Kooperation mit dem Frankfurter TechQuartier und der Agentur New Spice entwickelt der Verein derzeit digitale Tools für gastronomische Betriebe. Handlungsempfehlungen sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.
Mehr als nur ein Jubiläum
Dass die IGF ihr zehnjähriges Bestehen gemeinsam mit ihren Mitgliedsbetrieben feierte, versteht sich für die Verantwortlichen fast von selbst. „Wir sind eine Branche des Gastgebens – und wir wissen, wie man sich auch selbst feiert“, sagt Vorstandsmitglied Goran Petreski. Regelmäßige Netzwerktreffen und kollegiale Hilfestellung seien längst Teil der IGF-DNA.
Mit Blick auf die kommenden Jahre will die IGF weiter daran arbeiten, dass Frankfurts Gastronomie nicht nur kulinarisch, sondern auch wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich mitgestaltet. Iyigün formuliert das Selbstverständnis so: „Unsere Branche ist Teil der urbanen Kultur, ein sozialer Ort, ein wirtschaftlicher Faktor – und unverzichtbar für die Attraktivität unserer Stadt.“