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Jüdisches Museums Frankfurt feiert Neueröffnung nach mehrjährigem Umbau

20.10.2020 | 10:25 Uhr | Kultur
Jüdisches Museums Frankfurt feiert Neueröffnung nach mehrjährigem Umbau

Nach einem halben Jahrzehnt Um- und Neubauzeit ist es endlich soweit: Deutschlands erstes kommunales Jüdisches Museum öffnet in erweiterter Form am 21. Oktober 2020 seine Türen für den Publikumsverkehr. Der neue Museumskomplex ist doppelt so groß, wie das bisherige Museum. Er besteht aus dem sorgfältig restaurierten neoklassizistischem Rothschild-Palais und einem hellen Neubau des renommierten Berliner Büros Staab Architekten. Im Palais ist die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der Aufklärung bis zur Gegenwart“ über jüdisches Leben in der Moderne beheimatet. Diese Dauerausstellung knüpft direkt an die Ausstellungserzählung im preisgekrönten Museum Judengasse an, die seit 2016 viele Besucher angezogen und begeistert hat. 

Das neu errichtete Gebäude, Lichtbau genannt, bietet Raum für Wechselausstellungen und Veranstaltungen, zudem eine öffentliche Bibliothek, das erste milchig-koschere Café in einem Jüdischen Museum in Deutschland, FLOWDELI, sowie einen Museumsshop, der von der Literaturhandlung betrieben wird. Der Lichthof zwischen den beiden Gebäuden bildet die Adresse des neuen Museums, Bertha-Pappenheim-Platz 1, und präsentiert die eindrucksvolle Skulptur „Untitled“ von Ariel Schlesinger. 

Zur Neueröffnung sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann: "Frankfurt ist sicherlich die jüdischste Stadt Deutschlands – und bekommt mit der Neueröffnung des Jüdisches Museums nicht bloß neue und größere Ausstellungsräume, die der jahrhundertelangen jüdischen Vergangenheit unserer Heimatstadt einen angemessenen Rahmen geben. Das Jüdische Museum widmet sich vor allem gegenwärtigem jüdischen Leben in Frankfurt und das ist bundesweit einmalig." 

Ein Zentrum für jüdische Kultur in der Vergangenheit und in der Gegenwart 

Um seinen Ruf und seine ganz besondere kulturelle Stellung nicht nur in Frankfurt zu bekräftigen, hat sich das Jüdische Museum Frankfurt in den vergangenen fünf Jahren auch programmatisch erneuert und hat sich dabei das Leitbild eines ‘Museums ohne Mauern‘ gegeben. Diesem Leitbild folgend möchte sich das Museum mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm (Diskussionen, Vorträgen, Konzerten, Filmvorführungen), einer Vielfalt an Bildungsangeboten (Führungen, Workshops, Kreativkurse), die in Teilen auch außerhalb des Museums stattfinden, und einer prägnanten digitalen Strategie an ein diverses, internationales Publikum wenden. Der neue Museumskomplex spielt dabei eine zentrale Rolle. Er wird als ein Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart begriffen, das sich im besonderen Maße mit der Frage beschäftigt, wie das Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft gelingen kann. Die erste Wechselausstellung, „Die weibliche Seite Gottes“, widmet sich dieser Frage in einer kultur- und geschlechtergeschichtlichen Perspektive. Sie präsentiert archäologische Funde, mittelalterliche Handschriften, jüdische Zeremonialobjekte, christliche Ikonendarstellungen sowie Werke der Bildenden Kunst. 

"Mit dem Jüdischen Museum Frankfurt hat die Stadt Frankfurt bereits 1988 eine Stätte der Erinnerung und des Wissens geschaffen, die sich herausragende Verdienste um die Bewahrung und Vermittlung der jüdischen Geschichte und Kultur in Frankfurt erworben hat. Die feierliche Neueröffnung nach Erweiterung und Renovierung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Entwicklung dieses Hauses. Wir wollen, dass jüdisches Leben in diesem Land sichtbar ist - in einer Gesellschaft, die friedlich und in gegenseitigem Respekt miteinander lebt. Antisemitismus und Rassismus, Hass und Hetze dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Mit Bürgermeister Uwe Becker hat unser Land einen Beauftragten für das jüdische Leben und den Kampf gegen Antisemitismus",  so der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. 

Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig hebt zur Eröffnung noch einmal die besondere Stellung des Museums hervor: "Mit dem neuen Museumskomplexes und dem 2016 wiedereröffneten Museum Judengasse ist ein einzigartiges Zentrum für jüdische Kultur in Geschichte und Gegenwart entstanden, das die Vielfalt jüdischen Lebens historisch und für die Gegenwart auf visuelle, emotionale und kognitive Art erfahrbar macht. Das Jüdische Museum wirkt dabei so einladend wie wenige Gebäude in unserer Stadt, der öffentliche Raum geht fließend in die Ausstellungsfläche über. Diese Offenheit ist ein elementar wichtiges Signal im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus. Das Jüdische Museum ist einer der wichtigsten öffentlichen Räume unserer Stadt, an dem sich ihre Diversität ausdrückt und ihr Pluralismus verteidigt wird." 

Die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt: Jüdisches Frankfurt von der Aufklärung bis zur Gegenwart“ 

Ein zentraler Bestandteil des Museums ist die neue Dauerausstellung „Wir sind Jetzt“, die auf drei Etagen des Rothschild-Palais präsentiert wird. Sie bietet den Besuchern unterschiedliche Zugänge zur jüdischen Geschichte und Kultur in Frankfurt, einem der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens in Europa. Ausgehend von der Gegenwart skizziert der Ausstellungsrundgang wichtige historische Ereignisse und Konflikte seit der Aufklärung, reflektiert den Wandel von Traditionen und Ritualen in der Moderne und vermittelt Geschichte in Geschichten und aus einer jüdischen Perspektive. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Präsentation von Werken namhafter bildende Künstler, wie etwa Moritz Daniel Oppenheim und Ludwig Meidner, jüdischer Gelehrter wie etwa dem Begründer der Neo-Orthodoxie Samson Raphael Hirsch, und Intellektueller wie Martin Buber, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. 

Jüdinnen und Juden prägten die kulturelle, wirtschaftliche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Frankfurts auch nach dem Holocaust. Mit ihrem mäzenatischem Engagement, ihren Gründungen von Forschungsinstituten, Industriezweigen, Privatbanken, Bildungs-, Kranken- und Pflegeeinrichtungen, ihrer Beteiligung an den sozialen Bewegungen und den Innovationen im Bereich von Kunst und Städtebau verliehen sie der Stadt des Verlagswesens, der Wissenschaft, des Handels und der Finanzen eine europaweite Bedeutung. Um einen persönlichen Blick auf diese außergewöhnliche Geschichte zu ermöglichen, widmet sich die Ausstellung insbesondere der Geschichte einiger jüdischer Familien, beispielsweise der Familie von Anne Frank, deren private Sammlung an Alltagsgegenständen und Dokumenten hier exklusiv präsentiert wird. Auch die berühmte Familie Rothschild spielt in dem neuen Museum eine zentrale Rolle. 

Das neue Jüdische Museum ist ab Mittwoch, 21. Oktober, geöffnet. Die erste Sonderausstellung ist ab dem 23. Oktober bis zum 14. Februar 2021 zu sehen. Der Festakt zur Neueröffnung am 20. Oktober 2020 wird ab 17 Uhr live aus der Alten Oper gestreamt und ist auf dem YouTube- Kanal des Jüdischen Museums abrufbar. 

Alle weiteren Infos findet Ihr unter: https://www.juedischesmuseum.de/

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