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Klangskulptur „Sonic Vista“ wieder erlebbar

20.08.2025 | 11:23 Uhr | Kultur & Freizeit
Klangskulptur 'Sonic Vista' wieder erlebbar

Deutschherrnbrücke nach Sanierung geöffnet – Klangtechnik erneuert

Frankfurt. – Nach elfmonatiger Sperrung des Fußwegs ist die Deutschherrnbrücke wieder offen – und mit ihr Frankfurts einziges Klangkunstwerk im GrünGürtel. „Sonic Vista“, 2011 von den Soundkünstlern Bruce Odland und Sam Auinger eigens für den Brückenort konzipiert, wurde während der Schließzeit technisch überarbeitet. Eine der weithin sichtbaren Lautsprecherkugeln ist ausgetauscht, die Tontechnik auf einen aktuellen Stand gebracht worden – ein Eingriff in luftiger Höhe über dem Main.

Klimadezernentin Tina Zapf-Rodríguez sieht darin mehr als eine technische Wartung. Das Werk sei ein „Highlight des GrünGürtel-Rundwanderwegs mitten in der Stadt“ und schärfe den Hörsinn, sagt sie. Wer auf der Brücke stehe, spüre die Besonderheit des Ortes – die Verschmelzung von Stadtpanorama und Klang.

Der Name ist Programm: „Sonic Vista“ – klingende Aussicht. In der Brückenmitte treffen die Blicke auf Skyline und Fluss, während aus zwei Kugellautsprechern ein transformierter Strom von Umgebungsgeräuschen hörbar wird. Resonanzrohre an der Unterseite der Brücke, Mikrofone und Signalverarbeitung filtern und harmonisieren das, was die Stadt ohnehin produziert: den Rhythmus vorbeidonnernder Züge, Gesprächsfetzen, Wind. Aus dem roten, auf Fis gestimmten Lautsprecher erklingen vornehmlich Klänge vom Nordufer, aus dem blauen, auf H gestimmten solche vom Südufer; zusammen bilden sie das Intervall einer Quinte. Die verfremdeten Töne erinnern entfernt an Didgeridoos, ohne die reale Geräuschkulisse zu überdecken.

Mit der neuen Lautsprecherkugel hat Sam Auinger die akustische Feinabstimmung vor Ort vorgenommen. „Hier verdichtet sich Stadt: der Blick auf die Skyline, der Rhythmus der Züge, der Fluss, das urbane Leben entlang des Mains. Nichts steht still – und so verändert sich auch ‚Sonic Vista‘ mit der Zeit“, sagt er. Seit der Entstehung des Werks habe sich die Klanglandschaft gewandelt: Der Bau der Europäischen Zentralbank, später der Hafenpark – all das prägte einst den Alltag. Heute sind auf der Nordseite leisere, feinere Töne zu hören. „Wenn ich auf der Brücke stehe und lausche, beginnt die Stadt zu sprechen – nicht als Lärm, sondern als vielschichtiges Klanggewebe.“

Das Werk hat auch andere Kunstformen angeregt. Der Videokünstler Bennett Encke drehte mehrere Filme, die die Brückenklänge mit Tag-und-Nacht-Ansichten der Stadt verbinden. Die Umsetzung der Anlage verantwortete der Physiker Werner Lorke, der weiterhin für Instandhaltung sorgt; finanziert wurde „Sonic Vista“ von der Projektgruppe GrünGürtel.

Im Kontext der „Kunst im GrünGürtel“ nimmt die Installation eine Sonderrolle ein. Neben den inzwischen zahlreichen Objekten der „Komischen Kunst“ und weiteren markanten Setzungen – vom Grüne-Soße-Denkmal bis zur Graffiti-Galerie – ist sie das einzige Klangkunstwerk des Rings aus Parks und Freiflächen um die Stadt. Gerade weil der Ort visuell stark ist, will das Projekt dem Hören ein eigenes Gewicht geben.

Wer die Brücke bewusst mit Ohren und Augen erkunden möchte, kann dies rund um die Uhr tun. Erreichbar ist die Deutschherrnbrücke mit der U-Bahnlinie U6 (Haltestelle Ostbahnhof) oder der Straßenbahnlinie 11 (Sonnemannstraße); von dort sind es jeweils wenige Minuten zu Fuß zum Main.

 
 
 

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