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Kommt die Sommerwerft 2020 als limited Edition?

03.06.2020 | 17:23 Uhr | Kultur
Kommt die Sommerwerft 2020 als limited Edition?
Kommt die Sommerwerft 2020 als limited Edition?

Seit fast zwei Jahrzehnten verwandelt sich das Mainufer an der Weseler Werft immer für einige Wochen in den Sommerferien in einen ganz besonderen Ort, an dem Kultur, Begegnung und Kunst zusammentreffen. So entsteht Ort für alle, die Theater, Musik und mehr erleben oder einfach den Feierabend genießen wollen. Und das alles bei freiem Eintritt. Denn es ist der Wunsch, Kultur in den öffentlichen Raum zu tragen, der die Mitglieder von protagon e.V. dazu bewegt, das beliebte Sommerwerft Festival trotz erheblicher finanzieller Hürden Jahr für Jahr aufs Neue auf die Beine zu stellen. 

Und das sollte auch 2020 so sein. Doch auch hier hat das Coronavirus allen Beteiligten einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Da mindestens bis zum 31. August alle Großveranstaltungen untersagt sind, kann die Sommerwerft in diesen Sommerferien nicht in der so geschätzten Art stattfinden. Doch ganz ausfallen soll sie auch nicht, wenn es nach den Veranstaltern von protagon e.V. – Freunde und Förderer freier Theateraktionen geht. Sie arbeiten mit Hochdruck an Überlegungen und Konzepten, wie Kultur im öffentlichen Raum auch unter Hygienemaßnahmen stattfinden kann.  Dabei spielen Besucherzahlen, Liveübertragungen und mobile Versionen eine neue und zentrale Rolle in dem Konzept. Dies könnte einen Hauch von Sommerwerft-Atmosphäre auch in andere Stadtteile bringen. 

Den Überlegungen liegt die Tatsache zugrunde, dass Kultur und Freizeitspaß prinzipiell ja wieder möglich sind. Festivals sind zwar abgesagt, jedoch sind Museen und Sporthallen wieder geöffnet. Einkaufsmöglichkeiten sind Covid-gemäß organisiert und zum Glück sind viele Menschen für die Abstandsregeln sensibilisiert – auch wenn Bilder aus Sylt oder Berlin daran zweifeln lassen. Aber in vielen Bereichen unseres Lebens ist klar, dass gut ausgearbeitete Infektionsschutzmaßnahmen es möglich machen, einen angepassten Alltag zu leben, den die Menschen als Grundbedürfnis brauchen, so die Ansicht des Sommerwerft-Teams. 

‚Nicht von irdischer Kost gedeihen einzig die Wesen‘, schrieb Hölderlin vor über 200 Jahren. Die Sehnsucht nach erlebbarer Kultur ist in Zeiten der Covid-Pandemie spürbarer geworden. Die Auseinandersetzung durch darstellende Kunst, das authentische Erleben künstlerischer Momente, die verbindende Sprache durch Theater und Performance im öffentlichen Raum, sie fehlen seit vielen Monaten. 

Da täte uns auch eine kleine Dosis Sommerwerft wirklich gut. „Auch in der aktuellen Situation möchten wir öffentliche Orte kultureller und demokratischer Auseinandersetzung nicht aufgeben, sondern entsprechend flexibel und verantwortungsvoll darin agieren können. Wir möchten darstellende Kunst und vielfältige Kultur auch während der Covid-19-Pandemie möglich machen“, so Bernhard Bub, künstlerischer Leiter der Sommerwerft. 

Eine limitierte Auflage der Sommerwerft könnte protagon e.V. sich vorstellen umzusetzen – im Freien ohne Zelte, wesentlich reduziert und zusätzlich vernetzt, beispielsweise mit der jüngsten städtisch unterstützten Kultur-Streamingplattform. 

Der Fahrplan für neue Formate, einer Lösung für Theaterkultur in der Pandemiezeit, wird zusammen mit der in Frankfurt ansässigen AES Veranstaltungskonzept GmbH erarbeitet. „Wir stehen in engem Austausch mit den entsprechenden Ämtern, um einen geschützten Ablauf dieser veränderten Situation im Sommer auf dem Gelände der Weseler Werft zu gewährleisten“, so Benjamin Coppik, Geschäftsführer der AES Konzept, die neben Sicherheitskonzepten für Großveranstaltungen auch individuelle Infektionsschutz- bzw. Hygienekonzepte erstellt. 

Außerdem hat der Verein mit „Sommerwerft mobil“ eine weitere Option entwickelt. Als antagonistischer Teil eines protagonistischen Grundgedanken könnten Künstler auch mit Theaterszenen ihrer Stücke oder mit sitespezfischen Performances in Stadtteile ziehen. Sie würden damit die Kultur des Theaters im öffentlichen Raum zu den Menschen bringen.

Für das auf dem Kulturgelände des Vereins lebende Künstlerkollektiv antagon TheaterAKtion, das die Sommerwerft maßgeblich mit umsetzt, sind die Straßen und Plätze wichtige Orte. Sie können dort, wo niemand mit Theater rechnet, in den Stadtteilen und Wohnsiedlungen unserer Stadt, Botschafter für Gemeinschaft sein, Hoffnung und Erinnerung multikultureller Teilhabe durch darstellende Kunst stärken. Diese Einstellung war ein Gründungsgedanke des Vereins 1999. Drei Jahre später fand die erste Sommerwerft statt. „Dieses Jahr zählen wir die 19. Sommerwerft, und wir nehmen auch jetzt wieder eine mutige Idee für ein kulturelles Angebot auf, das digital und analog erlebbar sein kann“, erklärt Bernd Abraham, Gründungsvorstand bei protagon e.V. 

In welcher Größenordnung sich die Kosten der Maßnahmen aus den Auflagen zur Durchführung einer Veranstaltung ergeben könnten, ist zurzeit noch offen. Durch die Covid-19-Krise fehlen auch protagon e.V. Finanzen, um die künstlerische Arbeit angemessen zu fördern. Spenden sind nötig, ein entsprechendes Formular ist HIER auf der Vereinsseite hinterlegt.

Es bleibt wenig Zeit in einem Wettlauf mit den Bedingungen, den schmalen Freiräumen, den Lösungen für Hygienemaßnahmen und einem künstlerischen Programm. Das Team der Sommerwerft wird weiter daran arbeiten. Wir sind gespannt, was dabei herauskommt. Eines dürfte sicher sein: Es wird überraschend und bunt – und es wird ein wenig dringend benötigte Farbe in das triste Frankfurter Kulturleben der letzten Monate bringen.   

Eine Kostprobe gibt das im Frankfurter Osten gemeinsam lebende und arbeitende Theaterensemble antagon TheaterAKTion am Freitag, den 5. Juni, um 21.30 Uhr über den Livestream zur Generalprobe des Stückes „Frame Games“, in dem es darum geht, aus den Rahmen zu fallen, die uns umgeben. https://www.facebook.com/antagon.theater/

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