Die Corona-Pandemie hat die Theaterlandschaft verändert, viele Inszenierungen wurde gestoppt, neue Aktivitäten blühten auf.
Nachdem Berkay Cetin und seiner Freundin Sara Zimmermann der Corona-bedingte ZOOM-Unterricht an der Arturo Schauspielschule nicht mehr ausreichte, beschlossen sie, ein eigenes Stück zu produzieren. Er fragte Doris Plenert, ihre Klassenlehrerin, ob sie die Regie übernähme. Um die Produktion zu finanzieren, stellte er Anträge auf Förderungen, die ihm genehmigt wurden und die Arbeiten an der Inszenierung des Stückes „Lederfresse“ von Helmut Krausser konnten beginnen.
Schließlich kam ein dritter Student, Stefan Heidelberg, als Regieassistent hinzu. Zunächst sollte er auch die kleine Rolle der Polizei spielen, dann entwickelte das Team aber gemeinsam eine zusätzliche Figur – den REGIEASSISTENTEN –, die die Ereignisse aktualisiert.
Sinnsuche und Orientierungslosigkeit
„Lederfresse“ von Helmut Krausser erzählt vom Lebensgefühl junger Leute heute, ihrer Orientierungslosigkeit, ihrer Suche nach Sinn und Perspektive. Alle suchen ihren Platz im Leben, wollen Bedeutung haben, wollen jemand Besonderes sein. Das Stück handelt von einem Pärchen (ER: ein erfolgloser Schriftsteller und Möchtegern-Che Guevara mit Kettensäge, SIE: eine Kellnerin mit Schauspielambitionen und Lady Macbeth-Attitüde), das auf der Suche nach „diesem einen Moment“ ist, von dem sie hoffen, dass er sie aus der Gleichförmigkeit, der Alltäglichkeit ihres Lebens heraus holt. Dieser eine Moment kommt auch, aber anders als sie denken. Sie wollen die Welt als Spiel begreifen. Leider hält sich die Welt nicht an ihre Spielregeln und am Ende wird aus dem Spiel blutiger Ernst.
Die Inszenierung arbeitet mit mehreren Ebenen, so sendet ER seine Botschaften an die Welt via Internet (diese Videos zeigen wir auf der Bühne), SIE träumt sich in ihre Welt des Tanzes. Der REGIEASSISTENT (eine Rolle, die wir zusätzlich erfunden haben, um mehr Aktualität in das Stück zu bringen) steigt ab und zu aus der Handlung – in die er eigentlich gar nicht gehört – aus und sagt dem Publikum und den Schauspielern, wie die Inszenierung laufen müsse.
Die Schauspieler sind Studenten des vierten und letzten Studienjahres und es ist bemerkenswert, welche Kreativität und welch handwerkliches Können sie an den Tag legen. Mit einer riesigen Begeisterung bringen sie alle ihre Erfahrungen, Visionen, Ängste und Hoffnungen mit in diese Inszenierung.
Der Fotograf Jürgen Sieckmeyer hat für die zeitgemäße Insenzierung ein spannendes Bühnenbild entworfen und produziert darüber hinaus ein Video über die Inszenierung - nicht als 1-zu1-Videoaufzeichnung einer Theaterinszenierung, sondern als eine eigene ästhetische Umsetzung des Stückes durch die filmische Beobachtung der Inszenierungsarbeit.
Pandemiebedingt gab es lange keinen festen Premierentermin, doch nun ist es endlich soweit: am 04.09.2021 und 05.09.2021 im Internationalen Theater Frankfurt.
Tickets und Reservierungen:
Eintrittskarten können online unter http://www.internationales-theater.de oder telefonisch von Mo – Fr 11:00 – 17:00 Uhr unter der Nummer 0694990980 reserviert und vorausgebucht werden.