Frankfurt lebt vom Ehrenamt. Das machte Oberbürgermeister Mike Josef am Donnerstagabend im Kaisersaal des Römers deutlich, als er gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner 104 Bürgerinnen und Bürger für ihr langjähriges Engagement auszeichnete. Die Römerplakette, die seit Jahrzehnten für besondere Verdienste im freiwilligen Einsatz verliehen wird, stand dabei einmal mehr im Zentrum einer feierlichen Zeremonie.
Ehrenamt als Rückgrat der Stadtgesellschaft
Die Römerplakette wird in vier Stufen vergeben: Bronze für mindestens zehn Jahre ehrenamtliche Tätigkeit, Silber für mehr als 15 Jahre, Gold für über 20 Jahre und Platin für mindestens 25 Jahre. In diesem Jahr erhielten 42 Frankfurterinnen und Frankfurter die Auszeichnung in Bronze, 43 in Silber und 19 in Gold. Die Platin-Stufe, die höchste Ehrung, blieb diesmal unbesetzt.
„Ohne das Ehrenamt wäre vieles in dieser Stadt nicht denkbar“, sagte Josef. Er erinnerte daran, dass zahlreiche Einrichtungen und Initiativen – von den Feuerwehren über die Kinder- und Jugendarbeit bis hin zu Seniorentreffs – auf Freiwillige angewiesen seien. Die Römerplakette sei ein „sichtbares Zeichen der Anerkennung“ und zugleich Ansporn, diesen Einsatz fortzuführen.
Vielfalt des Engagements
Die geehrten Frankfurterinnen und Frankfurter kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Unter ihnen sind Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, die seit Jahren kommunalpolitische Verantwortung tragen, Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr, die bei Bränden und Katastrophen einspringen, sowie zahlreiche Helferinnen und Helfer in Bibliotheken, Senioreneinrichtungen oder Stadtteiltreffs. Auch Kinderbeauftragte, die sich für die Belange der jüngsten Stadtbewohner stark machen, und sozialpflegende Personen zählen zu den Ausgezeichneten.
Die Vielfalt der Aufgaben, so Josef, spiegele die Lebendigkeit der Stadtgesellschaft wider. „Es sind diese Frauen und Männer, die den sozialen Kitt liefern, ohne den unsere Stadt auseinanderzufallen drohte.“
Gesichter des Ehrenamts
Drei Persönlichkeiten wurden exemplarisch hervorgehoben. Die Stadtverordnete Merve Ayyildiz nahm die Plakette in Bronze entgegen, Thomas-Herrmann Reck, der sich seit Jahren in der Sozialpflege engagiert, erhielt Silber. Die Goldstufe ging an Sandra Müller von der Freiwilligen Feuerwehr, die seit mehr als zwei Jahrzehnten im Einsatz ist. In kurzen Gesprächen schilderten sie ihre Motivation: der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, Gemeinschaft zu stiften und etwas zurückzugeben.
„Ehrenamt ist kein Nebenschauplatz – es ist ein Fundament unserer Demokratie“, betonte Josef. Arslaner hob hervor, dass bürgerschaftliches Engagement das Vertrauen in die Institutionen stärke und die demokratische Kultur festige.
Tradition und Bedeutung der Römerplakette
Die Römerplakette zählt zu den ältesten Auszeichnungen der Stadt Frankfurt. Sie wird seit den 1970er Jahren vergeben und soll die langjährige, kontinuierliche Tätigkeit ehren, die häufig im Stillen geschieht. Viele der Geehrten leisten ihre Arbeit ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Die Verleihung im Kaisersaal des Römers, unter den Gemälden der deutschen Kaiser, verleiht der Ehrung einen feierlichen Rahmen.
Dass die Zahl der Geehrten auch in diesem Jahr wieder über der Marke von 100 lag, deutet darauf hin, dass das freiwillige Engagement trotz gesellschaftlicher Umbrüche ungebrochen ist. Gleichwohl war zwischen den Zeilen auch die Sorge hörbar, dass es immer schwerer werde, junge Menschen für ein langfristiges Ehrenamt zu gewinnen.
Ein Appell an die Zukunft
Josef nutzte die Gelegenheit, um auf die Bedeutung des Nachwuchses hinzuweisen. „Wir müssen die kommenden Generationen dafür begeistern, Verantwortung zu übernehmen. Das Ehrenamt braucht neue Gesichter.“ Auch Arslaner mahnte, das Engagement dürfe nicht als selbstverständlich betrachtet werden: „Es lebt von Anerkennung und Unterstützung – durch die Politik, durch die Stadtgesellschaft, aber auch durch jeden Einzelnen.“
Die Stadt Frankfurt will die Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche verbessern. Dazu zählen vereinfachte Fördermöglichkeiten für Initiativen, eine bessere Vernetzung über die Freiwilligenagentur sowie die Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten in Bildung und Beruf.
Ein Abend des Dankes
Am Ende der Feierstunde war die Botschaft eindeutig: Frankfurt verdankt seine Lebendigkeit nicht allein den Institutionen, sondern jenen Bürgerinnen und Bürgern, die bereit sind, Zeit, Energie und Herzblut einzubringen. „Sie alle tragen dazu bei, dass Frankfurt eine solidarische, lebenswerte und offene Stadt bleibt“, sagte Josef – ein Satz, der mit langem Beifall bedacht wurde.












