Es wird schon lange diskutiert, nun wird eine Umsetzung immer wahrscheinlicher: Der Frankfurter Hauptbahnhof, der am zweitstärksten frequentierte Fernbahnhof in Deutschland, soll für Reisende und Pendler noch attraktiver werden: Das oberirdische Bahnnetz soll durch einen Fernbahntunnel entlastet werden, wodurch deutlich mehr Züge die Mainmetropole anfahren könnten. Die meisten Fernzüge sollen den Hauptbahnhof künftig 35 Meter unter der Erde anfahren und an der geplanten Station Hauptbahnhof tief halten. Die Fahrgäste im Verkehrsknoten Frankfurt sind dadurch verlässlicher und schneller unterwegs – so der Plan. Vom größeren Angebot profitiert auch der Nahverkehr der Rhein-Main-Region. Nachdem eine Studie die Machbarkeit des Tunnels bestätigte, startet die Deutsche Bahn (DB) jetzt mit der konkreten Planung. Und wenn die Bauarbeiten dann beginnen, soll das milliardenschwere Projekt zehn Jahre später abgeschlossen sein.
DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla betont die Bedeutung eines Fernbahntunnels nicht nur für den Standort Frankfurt: „Der Fernbahntunnel ist ein weiteres wichtiges Element für den Deutschlandtakt, der die Metropolen unseres Landes in einem 30-Minuten-Rhythmus verbinden wird. Dank des neuen Tunnels mit zwei unterirdischen Gleisen und vier Bahnsteigen erhöhen wir die Kapazität im Knoten Frankfurt von 1.250 auf 1.500 Züge pro Tag – das ist eine Steigerung um 20 Prozent. Damit stärken wir die Schiene für die dringend notwendige Mobilitäts- und Klimawende in der Messestadt Frankfurt und unserem Land.“
Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, fügt hinzu: „Der Fernbahntunnel Frankfurt wäre ein riesiger Fortschritt für den Bahnknoten Frankfurt mitten in Deutschland. Wir brauchen ihn dringend, um die Mobilität in der Region Frankfurt-Rhein-Main für Bürgerinnen und Bürger, für Logistik, Messewirtschaft und Tourismus nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern deutlich zu verbessern. Mit dem Fernbahntunnel kann das Angebot im Fern- und Nahverkehr ausgeweitet werden: Das stärkt die Schiene und schützt das Klima. Außerdem verkürzen sich durch den Fernbahntunnel die Fahrzeiten und der Frankfurter Hauptbahnhof wird als zentraler Zugangs- und Umsteigebahnhof innerhalb Deutschlands und Europas gestärkt. Kurz: Der Fernbahntunnel ist der große Wurf für eine intelligente und umweltgerechte Steuerung und Abwicklung des Bahnverkehrs.“
Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, zeigte sich ebenfalls erfreut, dass die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis geführt hat: „Frankfurt und die gesamte Region stellen heute die Weichen in Richtung Zukunft. Wir Frankfurterinnen und Frankfurter sind stolz auf unsere lange Tradition als internationales Messe- und Handelszentrum. Die zentrale Lage und die gute Erreichbarkeit waren für uns schon immer wesentliche Erfolgsfaktoren. Mit der Entscheidung für den Fernbahntunnel bauen wir unsere Verkehrsdrehscheibe weiter aus - durch mehr Züge, weniger Verspätungen, weniger Autos, weniger Stau, bessere Luft. Ich freue mich über das Ergebnis der Machbarkeitsstudie!“
Eckpunkte der Machbarkeitsstudie
Die vom Bund 2019 beauftragte Machbarkeitsstudie geht von einer zweigleisigen Tunnelkonstruktion aus, die aus östlicher sowie westlicher Richtung auf den Frankfurter Hauptbahnhof zuläuft und dort mit vier unterirdischen Gleisen an einen neuen Tiefbahnhof anschließt.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass der Fernbahntunnel Frankfurt sowie der unterirdische Durchgangsbahnhof technisch umsetzbar sind. Der vorgegebene Kostenrahmen von rund 3,6 Milliarden Euro ist Stand heute realisierbar.
Für den möglichen Verlauf des Fernbahntunnels hat die DB in der Studie einen nördlichen, mittleren und südlichen Korridor zwischen dem Hauptbahnhof und dem Frankfurter Osten untersucht. Der mittlere Korridor verläuft unter den Hochhäusern. Deren bis zu 50 Meter tiefe Fundamente lassen einen Tunnel technisch nur schwer zu. Auch der nördliche Korridor stößt auf zahlreiche bauliche Hindernisse.
Als beste Variante ging der Südkorridor aus der Untersuchung hervor. Er führt unter der Erde an den Frankfurter Hochhäusern vorbei zum Hauptbahnhof. Ein weiterer Vorteil der Variante: der künftige Tunnel lässt sich gleich doppelt an bestehende Bahnstrecken anbinden. Die Züge können dann die nord- und südmainische Strecke nutzen. Diese Verknüpfung schafft optimale Kapazität für alle Züge in Richtung Hanau. In westlicher Richtung wird der Tunnel an die neue, dritte Niederräder Brücke angebunden.
In der Machbarkeitsstudie hat die DB auch verschiedene Möglichkeiten für den Bau und die Gestaltung der neuen unterirdischen Station untersucht. Diese entsteht unter dem südlichen Teil des Hauptbahnhofs.
Nächste Schritte und Bürgerbeteiligung
Die Deutsche Bahn ermittelt jetzt in der Planung, wo genau der neue Fernbahntunnel am besten verläuft, wie und wo er konkret mit bestehenden Bahnstrecken verbunden wird und an welcher Stelle der künftige Tiefbahnhof seinen besten Platz hat. Dabei geht die DB transparent vor und bezieht alle Interessierten in die Planungen ein. Die erste Informationsveranstaltung findet bereits am Montag, 28, Juni, um 17 Uhr statt.
Weitere Informationen gibt es unter http://www.fernbahntunnel-frankfurt.de