Was darf Satire? Was muss Satire? Und welche Bedeutung hat Satire? In Zeiten, in denen ein falscher Witz – oder ein falsch verstandener Witz – einen gehörigen Shitstorm auslösen kann und in denen Political Correctness teils fast schon besorgniserregende Züge annimmt, ist Satire ein wichtiges Zeugnis der freien Meinungsäußerung und ein unverzichtbares Werkzeug der Demokratie. Sie muss einem nicht immer gefallen, man kann sich auch darüber ärgern. Auch dafür ist Satire ja da. Sie soll auf- und anregen – zum Nachdenken und Diskutieren. Und im Besten Fall soll sie auf unterhaltsame Art entlarvend sein.
Das Satire-Magazin TITANIC wirft seit nunmehr 40 Jahren einen schonungslosen Blick auf das Weltgeschehen. Im laufe der Jahre haben das Magazin und seine Macher für so manchen Aufreger gesorgt. Man denke da nur an den Buntstift-Lecker bei „Wetten, dass…?“ oder an das Papst-Cover, das dem Magazin eine Klage eingebracht hat. Man kann es in einigen Fällen Kritikern nicht verdenken, wenn sie dem Blatt vorwerfen, zu weit gegangen zu sein. Doch ebenso wenig kann geleugnet werden, welche Bedeutung die TITANIC für die deutsche Humor- und Politiklandschaft hat.
Das Magazin ist seit seinen Anfangstagen inhaltlich unabhängig von Verlegern, Werbekunden oder Politikern. Mit den satirischen Texten, humoristischen, künstlerischen Zeichnungen und Comics wurde die TITANIC schnell ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Presselandschaft. Mit den Waffen der Satire ist die Redaktion stets bereit, mal lustig oder erschreckend, einfach albern oder absurd, im wahrsten Sinne des Wortes „endgültige Satire“ zu betreiben und mit einem klaren „Ja zum Nein“ gegen alles und jeden grenzenlos anzulachen. Auch Kritik, Klagen oder Hassbriefe halten die Macher nicht davon ab, ihren Weg konsequent weiterzugehen.
Gegründet wurde die Titanic 1979 von Vertretern der Neuen Frankfurter Schule, Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Peter Knorr, Hans Traxler und Chlodwig Poth. Zuvor hatte man gemeinsam in der Redaktion der Satirezeitschrift Pardon gearbeitet, nach Auseinandersetzungen über die Ausrichtung der Zeitschrift aber beschlossen, ein eigenes Format zu schaffen. Der ursprüngliche Plan, die Zeitschrift „Die Sonne“ zu benennen, der zahlreiche wortspielerische Rubriken wie „Sonne Scheiße“ oder „Sonne Unverschämtheit“ ermöglicht hätte, musste aufgrund eines bereits urheberrechtlich geschützten Titels aufgegeben werden. So erschien pünktlich zur Buchmesse 1979, begleitet von einem bundesweiten Presseecho, die erste Ausgabe der TITANIC mit dem programmatischen Untertitel „Das endgültige Satiremagazin“.
40 Jahre gibt es die TITANIC nun schon. Ein beeindruckendes Jubiläum für eine Zeitschrift – besonders für ein Satire-Magazin. Ein guter Grund für das Caricatura Museum, das Magazin und seine Macher mit einer großen Auswahl „endgültiger“ Titel zu würdigen. In der Ausstellung werden rund 220 Titel präsentiert – darunter Originale von F. K. Waechter, Hans Traxler, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F. W. Bernstein, Hilke Raddatz, Rudi Hurzlmeier, Franziska Becker, Wolfgang Herrndorf, Ernst Kahl, Michael Sowa, Greser & Lenz, Stephan Rürup und Leo Riegel. Zu sehen sind 67 Originalzeichnungen und -entwürfe zu TITANIC-Titelbildern, 117 Originalhefte, 168 Titeldrucke, 17 Objekte / Requisiten aus der TITANIC-Redaktion, 15 Dokumente zu juristischen Verfahren, 3.000 digitalisierte Vignetten von Hilke Raddatz in über 4 Stunden Videopräsentation, 12 verbotene Heftseiten aus TITANIC sowie 10 Videos aus dem TITANIC-Archiv.
Das Ergebnis ist eine etwas andere Reise durch 40 Jahre deutscher Geschichte. Fehlen darf da natürlich nicht die mittlerweile legendäre und fiktionalen „Zonen-Gaby“, die unter Freudentränen eine geschälte Gurke („Meine erste Banane“), die Kult-Karikatur von 1989, die zu einem populären Poster- und Postkartenmotiv avancierte und es auch später in Varianten auf den Titel schaffte. Natürlich auch mit in der Ausstellung dabei ist das lange „bevorzugte Titelmodell“ (Hans Zippert): Helmut Kohl. 1981 erstmalig bezeichnet als „birnenförmiger Humorist“ aus Mainz, mit Stängel und zwei Blättern ins Bild gesetzt von Hans Traxler, schaffte er es seit 1982 regelmäßig auf das Cover.
Die Ausstellung ist nichts für Menschen, die leicht Anstoß nehmen an mitunter bitterböser Satire. Für alle anderen ist diese Würdigung eines bedeutenden Magazins absolut empfehlenswert! „40 Jahre TITANIC – Die endgültige Titelausstellung“ ist bis zum 02. Februar 2020 im Caricatura Museum Frankfurt zu sehen. Parallel zur Ausstellung ist auch ein umfangreiches Buch erschienen, in dem alle Titel aus 40 Jahren und noch vieles mehr zu sehen ist. Das Buch könnt Ihr HIER bestellen.
Alle weiteren Infos findet Ihr unter: www.caricatura-museum.de
Öffnungszeiten:
Di, Do – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 21 Uhr, Mo geschlossen