Turbulenter Vegetationsverlauf sorgte für manche Herausforderung
Einmal mehr ist es den VDP.Prädikatsweingütern trotz einiger Herausforderungen im Vegetationsverlauf gelungen, sehr gute Traubenqualitäten zu ernten. Manche Regionen müssen zum wiederholten Male deutlich verminderte Erträge hinnehmen. Intensive Handarbeit und punktgenaues Handeln sowie eine gute Kenntnis der Lagen-Eigenarten zahlte sich im Weinjahr 2016 einmal mehr aus.
„Der großartige Spätsommer hat das Blatt gewendet. Das nasskalte Frühjahr und die erste Frühsommerhälfte hat uns VDP.Winzer wirklich gefordert. Nun sind wir versöhnt und haben Moste in den Kellern, die zu allen Hoffnungen Anlass geben“, so Steffen Christmann, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter.
Vegetations- und Leseverlauf
Nach einem außergewöhnlich milden Winter ohne Frost und Schnee, bescherte das kühle, niederschlagsreiche erste Halbjahr den Winzern bereits im Mai eine Primärinfektion des Falschen Mehltaus (Peronospora). Die in den letzten Jahren vielerorts selten gewordene Blattkrankheit, für die feuchte Witterung einen idealen Nährboden darstellt, .erforderte eine sehr intensive Laubarbeit und punktgenaue Pflanzenschutzmaßnahmen und stellte besonders den Ökoweinbau vor große Herausforderungen. Der regenreiche Juni, mit wenigen regenfreien Momenten, verkomplizierte diese Aufgabe immens. Auf die Qualität der Weine hat der „Falsche Mehltau“ glücklicherweise keinen Einfluss, da er in dieser Phase sich ausschließlich auf die Ertragshöhe auswirkt und die verblieben Trauben nicht qualitativ beeinflusst. In manchen Gebieten fiel bis Ende Juli die Gesamtmenge an Niederschlägen eines ganzen Jahres, vereinzelt sogar bis zu einem Drittel mehr. Einige Winzer müssen punktuell mit erheblichen Ertragsausfällen leben. Auch Frost und schwere Unwetter mit Hagel und Starkregen sorgten in den Weinbauregionen für zum Teil große Schäden.
Zum Glück änderten sich Ende Juli die Witterungsbedingungen und bescherten den VDP.Winzern trockenes, warmes Spätsommer-Wetter bis weit in den Herbst und damit ideale Bedingungen zur Ausreifung gesunder, reifer Trauben. Die ab September kühlen Nächte und teilweise noch heißen Tage begünstigten den entschleunigten Reifeprozess und die optimale Aromenentwicklung in den Trauben.
So konnten die VDP.Winzer entspannt ab Mitte September in die Lese starten und bis in den November hinein makellose, vollreife Trauben vom Stock ernten.
VDP.GROSSE LAGE® und VDP.ERSTE LAGE®:
Insbesondere in den VDP.GROSSEN LAGEN® und VDP.ERSTEN LAGEN® konnten die VDP.Weingüter exzellente Qualitäten auf den Punkt ernten. Die Moste aus den Filetstücken der besten Lagen versprechen Weine voller Intensität, die komplex und präzise den Lagencharakter ihres jeweiligen Weinberges ausdrücken werden. Hierfür ist es wichtig, die Trauben zum optimalen Reifezeitpunkt in gesundem Traubenstadium zu ernten und überreifes Traubenmaterial zu vermeiden. Eine Herausforderung während der Lese.
„…die Weinberge für die VDP.Grosses Gewächs Rieslinge wurden fein säuberlich gelesen. Erste Fäulnis trat auf, konnte aber stets aussortiert werden. Druck bestand nicht, da die Nächte extrem kühl blieben und alles sozusagen „konservierte“. Die Erntemengen in den Steilhängen waren in diesem Jahr fast höher als in den Direktzuglagen; wie vieles in 2016 anders als sonst war.“ Felix Peters, VDP.Weingut St.Antony (Rheinhessen)
Stimmen aus den Regionen
Rheinhessen – klassischer Jahrgang mit eher niedrigen Alkoholgehalten
„Wir können uns auf einen klassischen Jahrgang 2016 freuen. Besonders die Rieslinge präsentieren sich bemerkenswert klar. Die 2016er Weine werden im Alkohol etwas niedriger ausfallen, aber dennoch auch Geschmacksdichte haben. Die trockene, sonnige Witterung und stets kalten Nächte bei der Reife werden in den Jungweinen tolle Ausprägungen zeigen.“ Philipp Wittmann, VDP.Weingut Wittmann (Westhofen)
Ahr – einer der besten Spätburgunderjahrgänge der letzten 20 Jahre
"Der Jahrgang 2016 wird sicher zu den Besten der vergangenen 20 Jahre zählen. Kerngesunde und farbintensive Früh- und Spätburgunder durften wir in den vergangenen Wochen ernten. Trotz kritischer Momente im nassen Sommer hat uns das schöne August- und Septemberwetter einen sehr guten Rotweinjahrgang im Ahrtal beschert.“ Ludwig Kreuzberg, VDP.Weingut Kreuzberg (Dernau)
Baden – Mostgewichte allerorts im idealen Bereich
„Die Erträge liegen bei den Spitzengewächsen aus VDP.GROSSER LAGE® und VDP.ERSTER LAGE® im Schnitt der letzten Jahre, die Mostgewichte sind allerorts im idealen Bereich. In den Weinbauregionen wo Spätfröste auftraten sind die Erntemengen vor allem bei den VDP.Gutsweinen und VDP.Ortsweinen leider etwas niedriger ausgefallen. Die Jungweine zeigen sich sehr fruchtbetont mit einer animierenden Frische und einer komplexen Struktur. Im Großen und Ganzen wurden die Winzer für ihre überdurchschnittlich intensive Arbeit im Weinberg über das ganze Jahr mit einem entspannten Ernteverlauf und einem herausragenden Weinjahrgang belohnt.“ Joachim Heger, VDP.Weingut Dr. Heger (Ihringen)
Franken – Trotz Frost, Hagel und Dauerregen erstklassige Qualitäten
„Die witterungsbedingten Beeinträchtigungen waren dieses Jahr sehr vielseitig. Örtlich war im Frühjahr Frost angesagt, nach dem Austrieb im Raum Ochsenfurt-Würzburg setzte ein starker Hagelschlag die Reb-Entwicklung wieder auf Null. Bei den langanhaltenden sommerlichen Niederschlägen war in den Flusstälern des Maines starker Pilzdruck zu verzeichnen. Wenn man jedoch 2016 auf die speziellen Begebenheiten vor Ort mit Rebbau und Pflanzenschutz angemessen einging, konnten durchaus gute Qualitäten in ausreichender Menge erzeugt werden. Eine mehrmals gestaffelte Handlese bei den Spätsorten Silvaner und Riesling war geboten, so dass bis Mitte Oktober nicht nur die ganze Bandbreite von leichten, süffigen Guts- und Ortsweinen sowie gehaltvollen, reifen VDP.Ersten Lagen, sondern auch erstklassige Anwärter für das Grosse Gewächs und edelsüße Spezialitäten geerntet werden konnten.“ Johann Ruck, VDP.Weingut Johann Ruck (Iphofen)
Mittelrhein – Niedrige Erträge bringen eine besondere Aromatik hervor
„Der Jahrgang 2016 ist geprägt von relativ geringen Erträgen. Im Durchschnitt haben die VDP.Winzer des Mittelrheins nur 30-40 hl pro Hektar geerntet. Mit dem, was wir geerntet haben, sind wir aber mehr als zufrieden. So konnten wir gesunde, goldgelbe Trauben lesen und die Moste präsentieren sich mit einer schönen Aromatik und einer wunderbar eingebundenen Säure. “ Jochen Ratzenberger, VDP.Weingut Ratzenberger (Bacharach)
Mosel – Ein Jahr der großen Herausforderungen mit geringen Erträgen
„Das Jahr der großen Herausforderungen! Frost, lange Regenphase, Hagel, Peronospora, Trockenperiode, Wildschweine und jetzt noch viele Vögel! Das Jahr hat uns vor Nichts verschont. Aber am Ende wird Alles gut. Die ersten Rieslingmoste wurden mit 85° - 90° Oechsle und 8 - 9 g/l Säure geerntet: fruchtig, leicht, harmonisch - sie machen aber viel Arbeit bei der Selektion. Es ist der Klassiker: Wenn´s wenig gibt - gibt´s noch weniger!“ VDP.Weingut Reichsgraf von Kesselstatt (Morscheid)
Nahe - Ein Jahr, das großartige Kabinette und feine Spätlesen erwarten lässt
„Das Jahr 2016 ist an der Nahe ein Jahr der Wetterextreme. Ein milder Winter, Spätfrost Ende April, heftige Niederschläge mit Überschwemmungen Ende Mai, Trockenheit im August und vereinzelte Hagel-Ereignisse sorgten für unruhige Nächte. Glücklicherweise wendete sich das Blatt Anfang September zum Guten. Der sonnige September sorgte bei trockenem Wetter für eine gleichmäßige Reife der Trauben und beste Traubengesundheit. Die Wetter-Extreme hatten glücklicherweise nur zu Mengenverlusten geführt, während die qualitativen Voraussetzungen zu Beginn der Lese, um den 10. Oktober, bestens waren. Die relativ späte Lese bei kühlen Temperaturen tat ihr Übriges dazu, dass 2016 an der Nahe mit sehr feinen, eleganten Weinen zu rechnen ist. Bis zum 19. Oktober war die Weinlese sehr entspannt und häufig vom Abwarten geprägt. Die folgende regnerische Woche veranlasste häufig zu Lesepausen, nur um danach bei blauem Himmel und nun bester Aromareife mit Hochdruck weiter zu ernten. Das Gros der Lagenweine wurde Ende Oktober bis Anfang November geerntet. Um den 4. November wurde von den meisten Betrieben die Weinlese erfolgreich beendet. 2016 ist ein Jahr, das großartige Kabinette und feine Spätlesen erwarten lässt, ebenso wie sehr elegante trockene Gewächse. Die Erträge der VDP.Betriebe an der Nahe liegen alles in allem wahrscheinlich 10-20% unter dem Durchschnitt.“ Frank Schönleber, VDP.Weingut Emrich-Schönleber (Monzingen)
Pfalz – Geduld wurde belohnt mit exzellenter Traubenqualität
„Es ist ein ganz außergewöhnlicher Jahrgang: denn wir haben bei der Lese mehr pausiert als geerntet! Der Grund war aber nicht, wie man schnell vermuten könnte, schlechtes Wetter, sondern die traumhafte Traubenqualität. Deshalb konnten wir mit unserer Erntemannschaft an manchen Tagen bis zu 2ha ernten. Durch diese großen Fortschritte bei der Ernte mussten wir immer wieder pausieren um wieder die optimale Reife abzuwarten.“ Hansjörg Rebholz, VDP.Weingut Ökonomierat Rebholz (Siebeldingen)
Rheingau – Aussicht auf konsumentenfreundliches Riesling-Jahr
"Selten habe ich so vor einer Ernte gezittert wie in diesem Jahr. Eigentlich noch nie, ehrlich gesagt. Schuld waren das Wetter, der Regen und der falsche Mehltau. Wie sehr die Theorie oftmals von der Praxis entfernt ist, zeigt 2016 beeindruckend. Meine Angst war unbegründet. Wir haben zwar sehr wenig Pinot Noir geerntet, leider. Beim Riesling hingegen sieht es bisher gar nicht so schlimm aus, wie befürchtet. Alles ist irgendwie in der Balance – und das ist gut so. Die Moste schmecken prima. Die Säuren sind ziemlich niedrig. Das Ganze könnte also ein konsumentenfreundliches Riesling-Jahr geben." Dirk Würtz, VDP.Weingut Balthasar Ress (Hattenheim)
Sachsen /Saale-Unstrut – Besonders Rotweine profitieren von sonnigem Spätsommer
„Dank des sonnigen Septembers haben vor allem die Burgundersorten, wie Grau- und Weißburgunder, Chardonnay sowie Spätburgunder, profitiert. Insbesondere Rotweinfans dürfen sich auf hochwertige Tropfen freuen. Für Rotwein war es ein ideales Jahr, es ist alles sehr schön ausgereift und die Weine zeigen eine schön ausgeprägte, reife Frucht."Dr. Georg Prinz zur Lippe, VDP.Weingut Proschwitz (Meißen)
Württemberg – Sehr ausgedehnte Ernte mit sehr guten Ergebnissen
„Die Weinlese 2016 in Württemberg hat qualitativ und quantitativ sehr gute Ergebnisse gebracht. Eine sehr ausgedehnte Ernte, die zumeist in der zweiten Septemberhälfte begonnen und nicht selten 6-7 Wochen gedauert hat, wird uns in Erinnerung bleiben. Jeder Weinberg und jede Rebsorte konnte zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden. Das Wetter zur Reifezeit mit heißen Tagen und kühlen Nächten hat die Fruchtigkeit und den Charakter der Weine geprägt. Man darf auf den Jahrgang 2016 gespannt sein.“ Markus Drautz, VDP.Weingut Drautz-Able (Heilbronn)
Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) ist die älteste nationale Vereinigung von Spitzenweingütern in der Welt. 198 Prädikatsweingüter haben sich selbst strenge Qualitätsstandards und Maßstäbe auferlegt – vom Weinberg bis zum Flasche. Die 2012 verabschiedete, vierstufige VDP.Klassifikationspyramide definiert die Qualität ihrer Weine nach der Herkunft: VDP.GUTSWEIN, VDP.ORTSWEIN, VDP.ERSTE LAGE® und VDP.GROSSE LAGE®. Der VDP.Traubenadler auf der Flaschenkapsel ist das Güte(r)siegel. Es steht für eine terroirgeprägte und handwerkliche Weinbereitung.