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30 Jahre Wochenmarkt an der Bockenheimer Warte

10.05.2018 | 07:03 Uhr | Stadtgeflüster
30 Jahre Wochenmarkt an der Bockenheimer Warte
30 Jahre Wochenmarkt an der Bockenheimer Warte
30 Jahre Wochenmarkt an der Bockenheimer Warte

Was wäre Frankfurt ohne seine Wochenmärkte. Diese Orte, an denen man mit Erzeugern aus der Region ins Gespräch kommen kann, mit Händlern plaudern, frisches Obst und Gemüse kaufen oder sich in der Mittagspause einen leckeren Snack holen kann. Im gesamten Stadtgebiet gibt es etliche Wochenmärkte, von denen einige für viele Stammkunden längst Kultstatus erreich haben. Einer dieser besonderen Märkte ist der Bockenheimer Wochenmarkt, der im Mai 2018 seinen 30. Geburtstag feiert.

Thomas Wolff ist einer der Händler der ersten Stunde. Sein Stand war in Frankfurt eine echte Besonderheit, war er doch der Erste, der Bio-Gemüse angeboten hat. Wolff war mit dabei, als sich am 26. Mai 1988 um 5 Uhr morgens an der Bockenheimer Warte Geflügelzüchter, Bauern und Metzger, Obst- und Gemüsehändler einfanden, um zum ersten Mal die rund 30 Stände des Bockenheimer Wochenmarkts aufzubauen. Und das macht Wolff auch heute noch.

„Bis alles ausgeladen ist, die Schirme stehen, Waage und Kasse laufen, die Tüten hängen und Obst und Gemüse schön präsentiert sind, das dauert“, erklärt Thomas Wolff den Marktalltag. „Drei Stunden und 1000 Handgriffe – mindestens.“

Dieses Aufbauritual kennt Wolff nun schon seit drei Jahrzehnten. Seit jenem 26 Mai sind seine Bio-Möhren, -Kartoffeln, -Salate, -Erdbeeren und einiges mehr jeden Donnerstag auf dem Bockenheimer Wochenmarkt zu finden. Und wie beim ersten Mal sind es immer noch 30 Marktbeschicker, die von 8 bis 18 Uhr Eier, Brot, Honig, Geflügel, Fleischwaren, Obst und Gemüse feilbieten. Neun sind von den Betrieben der ersten Stunde noch dabei. Neben dem Stand von Thomas Wolff auch der von Familie Schott, die Backwaren aus selbstangebautem Bio-Getreide anbieten. „Die Gisela ist damals einfach mit ihrem Bus gekommen. Die war gar nicht angemeldet, durfte dann aber bleiben“, erinnert sich Wolff. „Heute macht ihr Sohn den Stand.“

Vom Erzeuger direkt auf den Markt

Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war vor dreißig Jahren eher noch ein Novum. So gehörten Wolff und Schott damals zu den wenigen Händlern auf dem Markt, die selbst erzeugte Produkte verkauften. Auch das gab es bei den bereits bestehenden Wochenmärkten in Höchst, Bornheim und Sachsenhausen nicht. Doch würde dies auch von den Kunden angenommen werden?

Da war sich Wolff zunächst unsicher und so hatte er dann auch am Morgen des ersten Markttages in Bockenheim „ein kribbeliges Gefühl“. Zumal das Angebot an seinem Stand noch recht begrenzt war. Zusammen mit einem Kollegen der Bioland-Gärtnerei im Bad Nauheimer Ortsteil Steinfurth packte er die dort angebauten Radieschen, Kohlrabi, Salate, Bund-Zwiebeln, Kräuter, Erdbeeren und Lageräpfel auf den Tisch. Die konventionellen Händler drumherum hatten dagegen ein komplettes Obst- und Gemüsesortiment. „Die haben uns belächelt. Nicht nur wegen des begrenzten Sortiments. Wir hatten selbst gebastelte Bioland-Schilder, rot eingefärbte Jute-Decken um unsere Verkaufstische drapiert und keine Hochglanzpräsentation.“

Überraschende Frische

Doch die Resonanz der Kundschaft war sehr positiv. Gleich am ersten Markttag hatten die zwei am Bio-Stand alle Hände voll zu tun und nicht mal Zeit für eine Pause. Die Kunden waren sehr an den Bio-Produkten interessiert, probierten und zeigten sich von der Frische und vom vollen Geschmack überrascht. Am Ende war fast alles komplett ausverkauft. „Das hat richtig Spaß gemacht, ein gutes Gefühl“, erinnert sich Wolff. Er wusste: „Jou, die Entscheidung war die richtige. Die Leute sind von uns begeistert. Das Bio-Angebot kommt an.“

Es dauerte nicht lang und die Kunden kamen extra aus den anderen Stadtteilen, um beim Bio-Obst- und Gemüse-Stand einzukaufen. Für Wolff, den späteren Gründer der Bio Frischvermarktung GmbH und des Bio Lieferservice Querbeet, war diese Resonanz nicht nur das Zeichen, dass die Nachfrage da war, sondern dass Frankfurt sogar ein Riesenpotential hatte. „Wir haben offene Türen eingerannt. 1986 war Tschernobyl. Die Leute waren sensibilisiert, haben sich gefragt, was kann man überhaupt noch essen? Das war die Aufbruch-Zeit für Bio-Gemüse.“

Begeistert waren die Kunden auch von den Erzeuger-Ständen. Ihr positives Feedback war die Initialzündung für den Wochenmarkt an der Konstabler Wache, der von Mitinitiator Wolff 1989 ausschließlich als Erzeugermarkt installiert wurde.

Markt ist Leben

Der Querbeet-Gründer, der mittlerweile zusammen mit Frank Deltau ein Unternehmen mit fast 70 Mitarbeitern führt, steht nach wie vor zweimal in der Woche um 3 Uhr auf und baut in Bockenheim oder an der Konstabler Wache den Bio-Gemüsestand auf. „Markt ist eine der Tätigkeiten, die mir nach wie vor am meisten Spaß macht. Markt ist Leben, da ist man direkt am Kunden dran. Es ist wichtig, zu wissen, was die Kunden haben wollen, was ihnen fehlt, was sie gut finden und was nicht.“

Viele sind Stammkunden. Manche kommen wie er seit 30 Jahren auf den Bockenheimer Markt. Eine Geschäftsfrau zum Beispiel, die früher in der Leipziger Straße ein Uhrenfachgeschäft besaß. Das Geschäft gibt es nicht mehr, die mittlerweile betagte Dame kommt nach wie vor zum Markt. „Eine Kundin kenne ich seit sie ein kleines Mädchen war. Sie war immer mit ihrer Mutter da. Jetzt kommt sie mir ihren eigenen beiden Kindern her.“ Genau wegen solcher Geschichten lieben wir die Frankfurter Wochenmärkte. Und Händler wie Thomas Wolff verleihen ihnen ihren ganz besonderen, eigenen Charakter.

Aber das gilt andersherum genauso. Der Bockenheimer Wochenmarkt und seine Kunden sind dem Vollblut-Marktmenschen Wolff ans Herz gewachsen: „Die Bockenheimer sind geerdet, gehen auch mal beim Remmel am Stand nebenan Hühnersuppe essen oder holen sich eins weiter eine Waffel. Ihren Einkauf nehmen sie als Erlebnis. Und sie mögen wie ich das regionale Gemüse: Kartoffeln, Möhren, Kohlrabi, das Saisongemüse und die schönen, großen Radieschen.“

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