Neue Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte beleuchtet deutsch-amerikanische Nachkriegsjahre
Mit einer feierlichen und bereits ausgebuchten Eröffnung wurde am Montagabend im Institut für Stadtgeschichte (ISG) die neue Sonderausstellung „Frankfurt went West“ eröffnet. Im Zentrum stehen bislang unveröffentlichte Fotografien des Frankfurter Pressefotografen Mickey Bohnacker (1928–2017), die zwischen 1945 und 1965 entstanden. Die Schau läuft vom 17. Juni 2025 bis zum 7. Juni 2026 und wird von der Dr. Marschner Stiftung gefördert.
Fotografien als Spiegel deutsch-amerikanischer Geschichte
Die Ausstellung zeigt über 100 eindrucksvolle Schwarzweiß-Aufnahmen aus dem Nachlass Bohnackers. Sie dokumentieren eindrücklich die amerikanische Präsenz in Frankfurt, die politische Neuausrichtung Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg sowie den gesellschaftlichen Wandel zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder.
ISG-Leiterin Mirjam Sprau betonte bei der Pressevorstellung am Montag: „Das Institut stellt mit dieser Ausstellung einen seiner spannendsten Fotobestände vor. Mickey Bohnacker war weit mehr als nur Prominentenfotograf – seine Aufnahmen liefern ein wichtiges Zeitzeugnis über Frankfurts Rolle in der transatlantischen Nachkriegsordnung.“
Kurator Michael Fleiter unterstrich die geopolitische Bedeutung Frankfurts: „Frankfurt war ein Knotenpunkt der Amerikanisierung Westdeutschlands. Auch nach der Wahl Bonns zum Regierungssitz blieb die Stadt durch den Sitz des US-Hochkommissars im I.G. Farben-Gebäude von 1949 bis 1952 politisch relevant.“
Zwölf Kapitel voller Zeitgeschichte
Die Ausstellung ist thematisch gegliedert und beleuchtet unter anderem den Wiederaufbau Frankfurts, die Entstehung der Bundesrepublik, die NATO-Integration, die Aufarbeitung der NS-Zeit, den Einfluss des American Way of Life und das Alltagsleben zwischen Kriminalität, Konsum und Kultur. Ergänzt wird die Präsentation durch historische Filmaufnahmen, Stadtpläne zur urbanen Entwicklung und Stationen zum interaktiven Erkunden.
Kurator Tobias Picard hob hervor: „Bohnackers Motive spiegeln die Faszination für den American Way of Life wider, aber auch die kritische Auseinandersetzung mit den politischen und sozialen Umbrüchen jener Jahre.“
Mickey Bohnacker – ein Frankfurter Chronist mit amerikanischem Blick
Karl-Heinz „Mickey“ Bohnacker, geboren 1928 in Bornheim, entdeckte früh seine Leidenschaft für die Fotografie. Als Jugendlicher knüpfte er im deutsch-amerikanischen Jugendclub erste Kontakte zu den US-Truppen und fotografierte für deren Zeitungen – bezahlt in Naturalien wie Kaffee und Schokolade. Später arbeitete er für eine US-Bildagentur und begleitete das öffentliche Leben in Frankfurt aus nächster Nähe.
Seinen fotografischen Nachlass übergab Bohnacker 2016/17 dem ISG. Die Ausstellung „Frankfurt went West“ präsentiert erstmals systematisch eine Auswahl dieser Arbeiten und macht sie für die breite Öffentlichkeit zugänglich.