Statt die Altkleider ins Ausland zu verschicken, setzt das Hamburger Start-up auf regionale Lösungen.
Das Bewusstsein für die drastischen Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie wächst. Nachdem das Hamburger Impact Start-up recyclehero bereits seit zwei Jahren erfolgreich in Hamburg aktiv ist und im Mai dieses Jahres auch in Köln gestartet ist, ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, den aufstrebenden Altkleider-Abholservice auch nach Frankfurt zu erweitern. Die Vision von recyclehero ist ehrgeizig: Möglichst vielen Altkleidern in Frankfurt eine zweite Chance zu geben. Dafür bietet das Start-up seit diesem Monat einen kostenlosen Abholservice für Altkleider in Frankfurt an, der mit umweltfreundlichen E-Lastenrädern durchgeführt wird.
In vielen Haushalten lagern ungenutzte Textilien auf Dachböden, in Kellern oder tief im Kleiderschrank. Sie warten darauf, endlich ausgemistet zu werden. Doch dann stellt sich die Frage: Wohin mit den Altkleidern? Containerlösungen sind oft problematisch, da ihre Hintergründe nicht transparent sind und die Kleidungsstücke darin häufig stark verschmutzt oder beschädigt sind. Aus diesem Grund hat recyclehero seinen kostenlosen Abholservice für Altkleider ins Leben gerufen, der sowohl für Privathaushalte als auch Unternehmen verfügbar ist.
Die Idee von recyclehero mag wagemutig und ein wenig verrückt klingen: Alte Textilien kostenlos mit dem Lastenrad an Haustüren und in Unternehmen abholen. Wäre es so einfach profitabel, hätten sich sicherlich schon große Textilverwerter dieser Aufgabe angenommen. Doch für das junge Hamburger Start-up geht es um mehr als nur Gewinn.
"Natürlich könnten wir die gesammelten Altkleider für ein paar Hundert Euro pro Tonne ins Ausland verkaufen, aber das entspricht nicht unserer Mission", erklärt Mitgründerin Nadine Herbrich. "Stattdessen versuchen wir, die Textilien möglichst regional zu verwerten und gemeinsam mit Partnern das gesellschaftliche Problem dahinter anzugehen."
Das Problem hinter den Bergen von Altkleidern ist komplex. Einerseits wird einfach zu viel produziert, da große Modeketten mühelos 24 Kollektionen pro Jahr auf den Markt bringen. Die Frage ist berechtigt: Wer soll all diese Kleidung tragen? Die Geschäfte sind vollgestopft, und kaum jemand denkt an die Ressourcen, die für die Herstellung der Kleidungsstücke benötigt werden. Unternehmen wurden wiederholt kritisiert, weil sie unverkaufte Neuware zerstört haben. Doch meist bleiben solche Handlungen folgenlos. Es ist an der Zeit, dass sowohl Unternehmen als auch Konsumenten umdenken. In einer Welt, in der die Ressourcen immer knapper werden, müssen wir aufhören, sie sinnlos zu verschwenden.
Die Mission von recyclehero ist es, Altkleider mithilfe von ansässigen Unternehmen im lokalen Kreislauf zu halten, anstatt sie aufwendig durch Europa oder sogar weltweit zu transportieren. "Unser Ziel ist es, Kleidung mit guter Qualität möglichst lange in Nutzung und im lokalen Kreislauf zu behalten", erklärt Alessandro Cocco, Mitgründer von recyclehero.
In Hamburg hat recyclehero bereits erfolgreich einen lokalen Altkleider-Kreislauf etabliert. Die gesammelten Altkleider werden an den familiengeführten Secondhandshop "2nd Fit" weitergegeben. Was dort nicht verkauft wird, geht nach Bedarf an den Verein Hanseatic Help e.V. und andere soziale Organisationen. recyclehero sammelt Altkleider sowohl bei Privathaushalten als auch bei Unternehmen ein. Bürosammelaktionen, die weiterhin beliebt sind, wurden Anfang des Jahres ins Leben gerufen. Darüber hinaus gibt es Partnerschaften mit Einzelhändlern, die Sammelstellen für Altkleider eingerichtet haben und regelmäßig größere Mengen für die Abholung bereitstellen.
Auch in Frankfurt möchte recyclehero Unternehmen die Möglichkeit bieten, Altkleider sinnvoll weiterzugeben, sowie Bürosammelaktionen und mögliche Sammelstellenkooperationen mit dem Einzelhandel zu fördern. Dafür kooperiert das Start-up mit dem Frankfurter Lastenrad-Logistik-Unternehmen "Sachen auf Rädern". Klaus Grund, Geschäftsführer von "Sachen auf Rädern", freut sich über die Partnerschaft und betont, dass ihre E-Lastenräder die perfekte Unterstützung für recyclehero sind, um die Mission zu erfüllen und Altkleider wieder in den lokalen Kreislauf zu bringen, um Frankfurt auf den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu bringen.
Recyclehero hat bereits erste Gespräche mit lokalen Partnern aus der Textilbranche, darunter Secondhandläden und Unternehmen für Upcycling und Downcycling sowie soziale Organisationen in Frankfurt, aufgenommen, um dieses erfolgreiche Konzept umzusetzen.
Eine weitere starke Partnerschaft wurde zwischen recyclehero und dem Secondhandshop "Outflip" in Frankfurt Bornheim bekannt gegeben. Die gesammelte Kleidung in Frankfurt wird von recyclehero und "Sachen auf Rädern" an Outflip weitergegeben, wo sie weiterverwendet wird. Inhaberin Andrea Pöschl betreibt ihren Laden seit 1990 und arbeitet mit anderen Secondhandläden zusammen, um lokale Weiterverkaufsmöglichkeiten zu schaffen. Zusätzlich unterstützt sie in ihrer Gemeinde Echzell geflüchtete Familien, sodass die Kleidung auch dort sinnvoll wiederverwendet wird. Durch diese starke Partnerschaft wird auch in Frankfurt ein lokaler Altkleider-Wiederverwertungs-Prozess etabliert.