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Das neue Jüdische Museum Frankfurt eröffnet seine erste Wechselausstellung

24.10.2020 | 12:50 Uhr | Kultur
Das neue Jüdische Museum Frankfurt eröffnet seine erste Wechselausstellung

In der vergangenen Woche wurde das Jüdische Museum Frankfurt nach fünfjährigen Um- und Neubauphase feierlich eröffnet (wir haben HIER darüber berichtet). Im Rahmen dieser Neueröffnung wurde auch die erste Wechselausstellung in den neuen Räumen des Lichtbaus präsentiert. Bis zum 14. Februar 2021 ist auf nahezu 650 Quadratmetern "Die weibliche Seite Gottes" zu sehen. 

Dabei handelt sich um eine Weiterentwicklung und Erweiterung der gleichnamigen Ausstellung, die 2017 im Jüdischen Museum Hohenems zu sehen war. Die Frankfurter Version dieser Ausstellung rückt nun die Visualität des Themas in den Vordergrund und verbindet die kulturhistorischen Spuren von weiblichen Elementen in den Gottesvorstellungen der drei monotheistischen Religionen mit Darstellungen in der Bildenden Kunst. Sie schlägt damit einen bislang noch nicht unternommenen, kulturgeschichtlichen Bogen von antiken archäologischen Figurinen über mittelalterliche hebräische Bibelillustrationen, Madonnenbildern der Renaissance bis hin zu Interpretationen renommierter zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. 

Den Ausgangspunkt der Ausstellung Die weibliche Seite Gottes bilden archäologische Artefakte aus dem antiken Israel, in denen weibliche Gottheitsvorstellungen und die ihnen zugeschriebenen Kräfte, Eigenschaften und Wünsche zum Ausdruck kommen. In der Hebräischen Bibel werden diese weiblichen Gottheiten vor allem als Götzenkult erwähnt. Zugleich umfasst sie Passagen, in denen Fähigkeiten personifiziert und als weiblich dargestellt werden. Als unmittelbar göttlich gilt dabei vor allem die „Schechina“, die im rabbinischen Judentum als „Einwohnung Gottes auf Erden“ verstanden und von der jüdischen Mystik als eine schöpferische Facette des einen Gottes beschrieben wird. Diese Vorstellung bildet das Zentrum der Ausstellung, die im Spiegel der zeitgenössischen Kunst die Wiederentdeckung der weithin unbekannten Tradition weiblicher Gottesvorstellungen thematisiert. 

Die Ausstellung präsentiert archäologische Funde, religiöse Zeugnisse und Schriften, Werke der Bildenden Kunst sowie zeremonielle Gegenstände und Textilien aus drei Jahrtausenden, die einen kulturgeschichtlichen Zusammenhang aufweisen. Sie setzt die zeitgenössischen Kunstwerke als Kommentar wie auch eine persönliche Form der Reflexion über diesen Zusammenhang in Szene. 

Dies verdeutlicht etwa die Gegenüberstellung einer Aschera-Figurine mit der Skulptur „Bronze Goddess“ von Judy Chicago (Bronze auf Marmor, 2017). Die rituellen wie auch spirituellen Aspekte des Themas greift unter anderem Jacqueline Nicholls mit ihrer Skulptur „Maternal Torah“ auf (Sinamay, Matallösen, genäht, genietet, 2000). Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die großflächige Wandarbeit „Schechina“ von Anselm Kiefer (Öl, Tempera, Acryl, Blei und Aluminiumdraht auf Leinwand,1999). Das Motiv dieser Arbeit wird am Ende des Rundgangs von dem Gemälde „Kabbalist and Shekhina“ von R.B. Kitaj (Öl auf Leinwand, 2003) wieder aufgegriffen. 

In einem historischen Exkurs legt die Ausstellung dar, dass nach heutigem Forschungsstand Frauen in den religiösen Praktiken der Spätantike, des Mittelalters und der Neuzeit eine aktive Rolle einnahmen. Dies verdeutlicht etwa der Grabstein einer Synagogenvorsteherin aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert oder eine der ältesten bekannten Esther-Rollen aus dem Jahr 1564, die von einer Frau geschrieben wurde. Auch Hildegard von Bingen, eine charisma-tische Universalgelehrte des 12. Jahrhunderts, begründete mit ihren Visionen und ihrer asketischen Lebensart eine eigene Glaubenslehre. Die Künstlerin Ofri Cnaani erinnert in ihrem illustrierten Buch „The Virgin of Ludmir“ (Tinte auf Papier, 2014) an die Geschichte einer frühen chassidischen Rebellin des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert setzte sich die Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim für eine Reform des orthodoxen Gottesdienstes ein und verfasste eigene Gebete. Wenig später wurde mit Regina Jonas die weltweit erste Rabbinerin in Offenbach am Main ordiniert. 

Mehr Infos findet Ihr auch unter: https://www.juedischesmuseum.de/besuchen/detail/weibliche-seite-gottes/

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