Frankfurt erinnert 2025 an eines der bedeutendsten Kapitel seiner Stadtgeschichte: das „Neue Frankfurt“. Vor hundert Jahren begann unter Oberbürgermeister Ludwig Landmann und Stadtbaurat Ernst May das legendäre Stadterneuerungsprogramm, das die Mainmetropole tiefgreifend modernisierte und international bekannt machte. Am Mittwoch, 23. April, stellte die Stadt im Museum Angewandte Kunst das umfangreiche Jubiläumsprogramm vor.
Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) würdigte die historische Leistung: „Das ,Neue Frankfurt' hat unsere Stadt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zukunftsfähig gemacht. Landmanns Entscheidungen wirken bis heute.“ Er erinnerte an bedeutende Bauwerke wie das Waldstadion, die Großmarkthalle und die neuen Siedlungen, die Frankfurt zur modernen Metropole formten. In Anbetracht aktueller Herausforderungen wie Wohnraummangel, Schulbau und Infrastrukturentwicklung sei die damalige Pionierarbeit ein Vorbild, so Josef.
Dezernent für Planen und Wohnen, Prof. Marcus Gwechenberger (SPD), hob die Bedeutung der internationalen Ausstrahlung hervor: „Frankfurt wurde damals zu einer europäischen Metropole des Fortschritts. Ohne das ,Neue Frankfurt' wäre die Stadt heute nicht das, was sie ist.“ Insbesondere der integrierte Planungsansatz, der Fachdisziplinen und gesellschaftliche Bedürfnisse verband, prägte die städtebauliche Entwicklung nachhaltig.
Auch Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig (SPD) verwies auf die gesellschaftliche Tragweite der Reformen. Das „Neue Frankfurt“ habe nicht nur Architektur und Design revolutioniert, sondern auch soziale Impulse gesetzt – etwa durch die Förderung der Frauenemanzipation über die berühmte „Frankfurter Küche“. Die Gestaltungsmoderne, so Hartwig, sei ein Ausdruck eines umfassenden Aufbruchs gewesen, der durch die nationalsozialistische Herrschaft jedoch jäh unterbrochen wurde.
Ein Festjahr für Stadt und Bürger
Das Jubiläumsjahr wurde bereits im Oktober 2024 mit einer Feierstunde zum Amtsantritt Landmanns eröffnet und geht nun in die heiße Phase. Höhepunkte sind zahlreiche Ausstellungen, Vorträge, Stadtführungen und Feste. Das Museum Angewandte Kunst, das Deutsche Architekturmuseum und das Historische Museum Frankfurt widmen der Gestaltungsmoderne groß angelegte Sonderausstellungen. Den Auftakt bildet die Schau „Was war das Neue Frankfurt?“ am 9. Mai im Museum Angewandte Kunst.
Besonders stimmungsvoll sollen die geplanten Lampionfeste werden, die zwischen 2025 und 2030 jährlich zweimal in verschiedenen Ernst-May-Siedlungen stattfinden. Das erste Fest ist für den 2. Juli auf dem Paulsplatz angesetzt. Die Feste sollen den Geist der Aufbruchszeit aufleben lassen und die Nachbarschaft fördern.
Auch der Sport wird einbezogen: Anlässlich des 100. Geburtstags von Waldstadion und Stadionbad organisiert die Eintracht Frankfurt Stadion GmbH am 17. Mai 2025 ein großes Sportfest im Deutsche Bank Park – mit freiem Eintritt, Mitmach-Stationen und Bühnenprogramm.
Erbe und Zukunft
Das „Neue Frankfurt“ entstand ab 1925 als Antwort auf Wohnungsnot, soziale Notlagen und Modernisierungsbedarf. Typisierung, kostengünstiges Bauen und funktionale Gestaltung standen im Zentrum der Initiative. Neben Berlin wurde Frankfurt zum wichtigsten Zentrum der architektonischen Moderne in der Weimarer Republik. Das Jubiläumsprogramm bildet zugleich die kulturelle Brücke zur World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 – ein weiteres Kapitel in der langen Tradition der Gestaltung und Innovation am Main.