Der wahrscheinlich älteste Bonobo der Welt ist im Frankfurter Zoo gestorben. Das Affenweibchen Margrit war wohl der älteste Menschenaffe der heute lebenden Population und die aktuell älteste Vertreterin ihrer Art. Friedlich und schnell ist das legendäre Affenweibchen am Nachmittag des 27. Januar in ihrer Gruppe im Menschenaffen-Haus des Frankfurter Zoos gestorben. Dem hochbetagten Weibchen ging es bis zum Schluss gut. Lediglich zwei Tage zuvor nahmen die mit ihr vertrauten Pflegerinnen und Pfleger leichte Veränderungen an ihr wahr. Sie war etwas weniger aktiv und fraß auch nicht mehr ihre üblichen Mengen. Zeichen von Schmerzen zeigte sie nicht.
„Über 60 Jahre lang lebte Margrit bei uns im Zoo. Lange Zeit war die vielfache Mutter die Matriarchin und bis zum Schluss ein wichtiges Mitglied ihrer Gruppe. 2008 erlebte sie den Umzug der Menschenaffen in den Borgori-Wald mit seinen großzügigen Innen- und Außenanlagen, Generationen von Zoomitarbeiterinnen und -mitarbeitern hat sie kennengelernt. Im vergangenen Herbst haben Margrit und ihre Gruppe an einer groß angelegten Verhaltensstudie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie Leipzig teilgenommen“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
„Margrit war eine Persönlichkeit, freundlich, kooperativ und mit Schalk im Nacken. Ihr Tod macht uns traurig und hinterlässt eine Lücke vor allem bei den Kolleginnen und Kollegen, die sie über lange Jahre hinweg gepflegt und betreut haben. Sie starb innerhalb von Minuten unter Beobachtung durch das Pflegeteam, während das jüngere Weibchen Hannah an ihrer Seite saß. Margrit hatte ein ungewöhnlich langes Leben und war unter ihren Artgenossen beliebt und geachtet. Jetzt war es Zeit für sie, zu gehen“, sagt Zoodirektorin Christina Geiger.
Vermutlich Anfang der 1950er Jahre wurde Margrit in den Regenwäldern des Kongo geboren. Im November 1959 kam sie zusammen mit einem anderen Bonobo-Weibchen aus dem Zoo Kinshasa, der heutigen Hauptstadt der DR Kongo, in den Frankfurter Zoo. Siebenmal hatte sie Nachwuchs. Ihr verdankt der Zoo auch die Welterstzucht bei den Bonobos im Jahr 1962. Drei ihrer Kinder leben heute noch in den Zoos von Wuppertal, Köln und La Vallée des Singes in Frankreich. Aktuell hat Margrit mehr als 80 lebende Nachkommen. Bonobos werden weltweit in nur 19 Zoos gehalten, in 17 davon leben ihre Nachkommen. Mittlerweile hat sie sogar Ur-Enkel der fünften Generation – einige davon leben noch in Frankfurt.
Dass heute noch Tiere, die im Freiland geboren wurden, in Zoos leben, ist eher die Ausnahme. Mit Inkrafttreten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens von 1975 wurde der kommerzielle Handel von Arten, die stark von diesen Aktivitäten bedroht sind, verboten. Zahlreiche Zuchtprogramme sorgen dafür, dass Zoopopulationen auch ohne den Import von Wildfängen dauerhaft und mit ausreichender genetischer Diversität erhalten werden können.