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Frankfurts Zoo der Zukunft

16.12.2025 | 11:52 Uhr |
Frankfurts Zoo der Zukunft

Mit einem Drei-Säulen-Konzept will die Stadt den traditionsreichen Tierpark grundlegend neu ausrichten. Tierhaltung, Naturschutzforschung und kulturelle Bildung sollen künftig enger zusammenspielen.

Der Frankfurter Zoo steht vor einer umfassenden Neuausrichtung. Mit dem sogenannten Drei-Säulen-Konzept hat die Stadtverordnetenversammlung nun ein langfristiges Programm beschlossen, das den zweitältesten Zoo Deutschlands baulich, inhaltlich und institutionell zukunftsfähig machen soll. Der Zoo soll nicht nur saniert, sondern als moderner Bildungs- und Erlebnisort neu gedacht werden – an der Schnittstelle von Tierhaltung, Wissenschaft und Kultur.

Kulturdezernentin Ina Hartwig spricht von einem notwendigen Schritt. Der Zoo sei in die Jahre gekommen, zugleich aber ein zentraler Ort für Freizeit, Bildung und Vermittlung in einer wachsenden Stadt. „Über das rein Bauliche hinaus wollen wir unseren Zoo langfristig weiterentwickeln zu einem noch moderneren und vielfältigeren Ort“, sagt Hartwig. Die drei Säulen des Konzepts sind der Masterplan Zoo, das Frankfurt Conservation Center sowie die Sanierung des Zoogesellschaftshauses mit einem städtischen Kinder- und Jugendtheater.

Lebensräume statt Einzelgehege

Kern der ersten Säule ist der Masterplan Zoo. Das Gelände soll in mehreren Bauabschnitten neu gestaltet werden. An die Stelle klassischer, voneinander getrennter Tieranlagen sollen großräumige Landschaften treten, die ganze Ökosysteme abbilden. Ziel ist es, Tiergemeinschaften so zu zeigen, wie sie auch in ihren natürlichen Lebensräumen vorkommen.

Zoodirektorin Christina Geiger spricht von einem Paradigmenwechsel. „Unsere Besucherinnen und Besucher sollen eintauchen können in die Welt der Tiere“, sagt sie. Das sogenannte immersive Zoodesign lasse die Grenze zwischen Mensch und Tier weniger scharf erscheinen. Nähe und unmittelbares Erleben sollen Faszination erzeugen – und diese wiederum für Bildungs- und Naturschutzziele nutzbar machen.

Geplant sind drei Großlandschaften, die zugleich die Arbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) widerspiegeln. Den Auftakt soll eine afrikanische Savanne nach dem Vorbild der Serengeti bilden, zu der der Zoo und die ZGF eine lange Verbindung haben. In späteren Bauphasen sollen mit Lomami im Kongo und Manú in Peru weitere Schutzgebiete aus Regenwald- und Amazonasregionen thematisiert werden.

Ein globales Zentrum für Naturschutz

Die zweite Säule reicht über den Zoo hinaus. Mit dem Frankfurt Conservation Center (FCC) soll auf dem Zoogelände ein international vernetztes Kompetenzzentrum für integrierten Naturschutz entstehen. Unter Federführung der Goethe-Universität, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt sollen Wissenschaft, Lehre und Praxis enger miteinander verbunden werden.

Hintergrund sind globale ökologische Krisen von wachsender Dringlichkeit. „Wir haben in den letzten 50 Jahren weltweit rund 70 Prozent der Wildtier- und Wirbeltierbestände verloren“, sagt Christof Schenck, Geschäftsführer der ZGF. Artensterben und Klimawandel bedrohten die natürlichen Grundlagen menschlichen Lebens. Das FCC soll diese Entwicklungen erforschen, weltweite Daten zu Biodiversität und Ökosystemen bündeln und Lösungsansätze entwickeln – mit dem Anspruch, Naturschutz stärker in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu verankern.

Kulturelle Bildung am Zooeingang

Die dritte Säule betrifft das Zoogesellschaftshaus am Haupteingang des Zoos. Das denkmalgeschützte Gebäude soll saniert und künftig mehrere Funktionen beherbergen: die Zooverwaltung, die Zooschule sowie ein eigenes städtisches Kinder- und Jugendtheater. Angesichts steigender Kinderzahlen in Frankfurt und der Region sei der Bedarf groß, sagt Hartwig.

Schon heute zeigt die Junge Theaterwerkstatt am Zoo, welches Potenzial der Ort bietet. Perspektivisch soll hier ein offenes Haus für junge Menschen entstehen, das in Zusammenarbeit mit der freien Szene entwickelt wird. Geplant sind internationale Gastspiele ebenso wie regionale und nationale Koproduktionen, dazu Workshops, Mitmachprogramme und vielfältige künstlerische Formate. „Es soll ein Ort werden, an dem junge Menschen Theater für ihre Altersgruppe erleben und mitgestalten können“, sagt Liljan Halfen, Leiterin der Jungen Theaterwerkstatt.

Mit der Zustimmung zu allen drei Säulen sieht die Kulturdezernentin den Zoo auf einem neuen Kurs. Der Frankfurter Zoo, so Hartwig, könne nun „umfassend und gut durchdacht für zukünftige Generationen weiterentwickelt werden“. Aus dem traditionsreichen Tierpark soll so eine Institution werden, die Tierhaltung, Forschung und kulturelle Bildung miteinander verbindet – und damit einen Anspruch formuliert, der weit über Frankfurt hinausweist.

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