Genau ein Jahr nach der Geburt des Seehundes OTTO gibt es erneut Nachwuchs in den Robbenklippen des Frankfurter Zoos.
In der Nacht vom 10. auf den 11. Juli brachte die sechsjährige FENJA ihr erstes Jungtier zur Welt. Sie konnte sich in den letzten Monaten bei der erfahrenen LILLY und ihrem einjährigen Sohn OTTO einiges über die Aufzucht von Jungtieren abschauen. "Ich freue mich sehr, dass der junge Seehund nun einen Spielgefährten hat", sagte Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. "Mit dem zweiten Jungtier umfasst die Seehundgruppe nun sechs Tiere, darunter auch die beiden Männchen FRIDOLIN und HENRY", fügte Hartwig hinzu. Der Vater des Jungtiers bleibt das Geheimnis von FENJA.
Die Geburt des männlichen Jungtiers verlief ohne Komplikationen und fand, wie bei Seehunden üblich, an Land statt. Im Gegensatz zu jungen Seebären können Seehundbabys kurz nach der Geburt bereits schwimmen. Sie werden sechs bis sieben Wochen lang mit besonders nahrhafter Milch von ihren Müttern gesäugt. Seehunde wachsen relativ langsam und erreichen ihre vollständige Größe erst im Alter von fünf bis sechs Jahren.
Zunächst wird das Kleine eine enge Bindung zu seiner Mutter aufbauen und seine Artgenossen sowie die Anlage kennenlernen müssen. Nach einer Weile wird es auf seine Nachbarn, die südafrikanischen Seebären, treffen. "Seit einiger Zeit haben unsere Seehunde und Seebären die Möglichkeit, über den hinteren Bereich zwischen den Anlagen zu wechseln, sodass beide Arten beide Bereiche nutzen und sich die Gruppen vermischen können", erklärte Dr. Nicole Schauerte, Zootierärztin und zuständige Kuratorin. "Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Platz, mehr Abwechslung, mehr Interaktion. Und für unsere Besucher ist es großartig, denn sie können die Unterschiede zwischen den Arten nun noch unmittelbarer erkennen. Um nur einige der auffälligsten Unterschiede zu nennen: Seehunde gehören zur Familie der Hundsrobben. Im Gegensatz zu Seebären haben sie keine äußerlich erkennbaren Ohrmuscheln. Ihre Flossen liegen seitlich am Körper, und sie bewegen sich an Land robbend auf ihrem Bauch vorwärts. Seebären sind Ohrenrobben, bei ihnen sind die äußeren Ohrmuscheln gut erkennbar. Außerdem nutzen sie ihre Flossen zur Fortbewegung an Land und ihre vorderen Flossen wie Flügel im Wasser", erklärte Schauerte.
Seehunde (Phoca vitulina) sind in Mitteleuropa und allen nördlichen gemäßigten Meeren heimisch. Als geschickte Jäger können sie bis zu einer halben Stunde tauchen und fressen täglich drei bis fünf Kilogramm Fisch und Meerestiere.
Weltweit gelten Seehunde laut der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) nicht als gefährdet. Allerdings sind sie in der nationalen Roten Liste Deutschlands in der Kategorie "Gefährdung unbekannten Ausmaßes" aufgeführt und genießen gemäß dem "Abkommen zur Erhaltung der Seehunde im Wattenmeer", das 1991 zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden geschlossen wurde, besonderen Schutz.